Die Bundesnetzagentur denkt an den vierten deutschen Mobilfunkbetreiber und macht ein wenig Druck: Laut einem am Freitag veröffentlichten Bericht der Agentur muss die 1&1-Gruppe ihre Aktivitäten als Diensteanbieter bald aufgeben. Gemeint ist die Mobilfunksparte von 1&1, die als Reseller (Mobile Virtual Network Operator, MVNO) unter eigener Marke den Zugang zu den Netzen von O₂ und Vodafone anbietet.
Laut Bundesnetzagentur soll der „Vertrieb als Dienstleister bis Ende 2023 eingestellt“ und die Geschäftstätigkeit als Dienstleister nur noch bis Ende 2025 fortgeführt werden. Daraus lässt sich ableiten: 1&1 als Reseller darf Neuverträge nur noch bis Ende 2023 abschließen und bisherige Verträge über die Nutzung der Infrastrukturen anderer Netzbetreiber dürfen bis längstens 2025 laufen.
Übergangsfrist endet
Verträge, die 1&1 künftig als Netzbetreiber anbieten will, bleiben davon unberührt. 2019 erwarb das Unternehmen als viertes Unternehmen in Deutschland Frequenznutzungsrechte für den Mobilfunk in einer Frequenzauktion. Grundsätzlich kann ein Mobilfunknetzbetreiber nicht auch ein Diensteanbieter sein, der Netzkapazitäten anderer Betreiber an seine eigenen Kunden weiterverkauft. Aber die 1&1 Gruppe hat sie Agentur noch 2018 vorübergehend eine Doppelstelle zugewiesen, die Amtszeit aber zunächst offen ließ. Der Konzern muss nun aufgeben, nachdem die Agentur 1&1 und die Konkurrenten mehrfach anhört, die Doppelrolle zu beenden.
„Die Entscheidung, wann die Doppelstellung von 1&1 beendet wird, begründet die wettbewerbliche Unabhängigkeit dieses Netzbetreibers. Das fördert den Wettbewerb“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Allerdings macht step 1&1 auch Druck, die eigene 5G-Infrastruktur schnellstmöglich in Betrieb zu nehmen.
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Kundenbewegung in Sicht
1&1 hat bei ihm nachgegeben Jahresbericht ab Ende 2021 „mehr als 11,2 Millionen Mobilfunkkunden“. Gut vorstellbar, dass das Unternehmen diesen Kundenstamm am eigenen, gerade im Aufbau befindlichen 5G-Netz pflegen möchte. Wie das im Einzelnen funktionieren könnte, ist unklar.
Der erste interne Test für das 5G-Netz klingt vielversprechend. Aber für einen erhofften nahtlosen Umzug der Kunden wird sich der Konzern wahrscheinlich strecken müssen, nachdem er seine Netzausbauziele für 2022 verfehlt hat. Ursprünglich wollte 1&1 das Zwischenziel von 1.000 5G-Antennenstandorten bis Ende 2022 erreichen. Dieser soll nun voraussichtlich bis Sommer 2023 in Betrieb sein.
Dann will 1&1 auch die ersten Kunden über das eigene 5G-Mobilfunknetz beliefern. Wo es Lücken in der eigenen Abdeckung gibt, soll Telefónica durch National Roaming helfen. Langfristiges Ziel ist es, bis Ende 2030 50 Prozent der Haushalte zu versorgen.
(dz)