Von Tom Sims und Patricia Uhlig
FRANKFURT (Reuters) – Frauen machten im Jahr 2020 34,8% der leitenden Positionen bei Privatbanken in Deutschland aus, wie Zahlen der Bankenbeschäftigungslobby AGV Banken zeigen, dass das Land bei der Erhöhung des Frauenanteils in leitenden Positionen stotternde Fortschritte macht.
Das sind weniger als 10 % Anfang der 90er Jahre und 34,3 % im Jahr 2019. Doch das Wachstum hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und der Handlungsruf von Politik und Investoren wird lauter.
(GRAPH: Schrittweiser Gewinn: Frauen im deutschen Finanzsektor – https://graphics.reuters.com/GERMANY-BANKS/jznpnwewwvl/chart.png)
Die Banken erkennen an, dass mehr getan werden muss und sagen, dass sie Schritte unternehmen, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu fördern, auch wenn Personalkürzungen und umfassende Überholungen die Angelegenheit erschweren. Einige, wie die Deutsche Bank und die Commerzbank, haben sich als Zielvorgaben für den Frauenanteil von 35 % gesetzt, was nach Meinung einiger Kritiker an Eifer fehlt.
„Der Finanzsektor ist eine Männerdomäne. Das muss aufgebrochen werden“, sagte Cansel Kitzeltepe, Mitglied des Deutschen Bundestages im Finanzausschuss.
„Die deutschen Finanzchefs müssen endlich Platz für mehr Diversität in den höheren Rängen schaffen“, sagte sie.
Eine Umfrage der Boston Consulting Group und der Technischen Universität München ergab, dass Deutschland bei der Vertretung von Frauen in Aufsichtsräten hinter großen Volkswirtschaften wie Großbritannien und Frankreich zurückbleibt. Großbritannien wird 2034 die Gleichstellung der Geschlechter in der Regierung erreichen und Frankreich 2039, aber es wird bis 2053 dauern, bis Deutschland diesen Punkt erreicht.
Nicole Voigt, Direktorin von Boston Consulting und Autorin des Berichts, kritisierte den fehlenden Ehrgeiz.
(GRAPH: Frauen an Bord – https://graphics.reuters.com/GERMANY-BANKS/rlgvddwaxvo/chart.png)
„Wir sind die Hälfte der Bevölkerung“, sagte sie. „Das Ziel sollte Gleichberechtigung sein. Ich weiß, es ist schwer zu erreichen, aber warum nicht Gleichberechtigung, anstatt nur 35% zu sagen?“
(Berichterstattung von Tom Sims und Patricia Uhlig; Redaktion von Riham Alkousaa und Angus MacSwan)