Stand: 12.07.2022 16:24 Uhr
Bei den Lebensversicherern zeichnet sich eine Trendwende ab. Deutschlands zweitgrößter Lebensversicherer R+V Leben wird die Gesamtzinsen 2023 deutlich anheben. Marktführer Allianz hatte bereits durchgehalten.
Die Zinswende hat positive Folgen für Millionen von Lebensversicherten in Deutschland. Die hierzulande beliebte Altersvorsorge wird bald höhere Zinsen bieten. Deutschlands zweitgrößter Lebensversicherer R+V Leben will seine fünf Millionen Kunden von steigenden Zinsen profitieren lassen.
Mehr Platz für die Versicherungswirtschaft
Die Gesamtrendite der das Neugeschäft dominierenden Rentenversicherungen „Safe+Smart“ des Wiesbadener Anbieters steigt 2023 um 0,75 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent. Allerdings fließt dort nur ein Teil der Ersparnisse in das Wertpapiervermögen mit garantierter Verzinsung.
Für die „Performance“-Produkte mit niedrigeren Garantien zahlt die R+V Leben insgesamt 2,4 Prozent (2022: 1,85 Prozent) Zinsen, die darin enthaltene aktuelle Verzinsung steigt von 1,55 Prozent auf 1,75 Prozent. „Die Zinsen sind in diesem Jahr sehr schnell und sehr stark gestiegen“, erklärt R+V-Leben-Chefin Claudia Andersch.
Die Allianz generiert erstmals seit 15 Jahren wieder Zinsen
Auch Marktführer Allianz Leben steigerte Anfang der Woche die Gesamtrendite für seine Produktlinie „Perspektive“ ähnlich wie „Performance“ um 0,3 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.
Das Beispiel könnte Schule machen, glaubt Lebensversicherungsexperte Reiner Will von der Kölner Ratingagentur Asseakurata. Branchenweit erwartet er aber nur Steigerungen von durchschnittlich 0,1 bis 0,15 Prozentpunkten, „vielleicht sogar noch einen Bruchteil mehr“. Der finanzielle Effekt für die Kunden muss begrenzt sein. „Das merkt kein Versicherter in seinem Bestand.“
Die Zinsänderung der EZB gibt den Auftrieb
Vor dem Hintergrund des Zinsschwenks der Europäischen Zentralbank (EBZ) scheint der jahrelange sektorweite Rückgang der Politik jedoch ein Ende gefunden zu haben. Die EZB hat in diesem Jahr ihre Nullzinspolitik beendet und den Leitzins mehrfach angehoben, zuletzt um 0,75 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent im November.
Vor der Ratssitzung nächste Woche rechnen Experten mit einer Verlangsamung der geldpolitischen Straffung: Im Durchschnitt rechnen Volkswirte mit einem Anstieg der Zinsen um 0,5 Prozentpunkte.