SPIEGEL: Frau Rohwetter, einige haben ihre Sommerferien oder zumindest kurze Sommerferien hinter sich gelassen, fühlen sich aber immer noch erschöpft. Was ist da los?
Schlechtes Wetter: Ich merke das auch an mir selbst und Kollegen und Patienten berichten darüber. Das ist eine besondere Art von Erschöpfung, die wir gerade spüren. Erschöpfung ist normalerweise das Ergebnis von zu viel Arbeit und zu wenig Ruhe. Das ist anders. Man könnte es Corona-Erschöpfung nennen.
SPIEGEL: Woher kommt sie?
Schlechtes Wetter: Ich denke, es gibt drei Gründe, warum sich viele jetzt erschöpft und müde fühlen. Erschöpfung tritt nicht nur auf, wenn wir zu viel tun und zu wenig von etwas Gutem haben, sondern auch, wenn wir etwas widerstehen. Das ist der erste Grund für mich. Wir kennen die Erschöpfung durch Widerstand aus dem Alltag: Wenn wir eine Aufgabe erledigen müssen, nach der wir keine Lust haben, wird unsere ganze Energie plötzlich weggeblasen. Manche Menschen spüren Widerstand gegen ihren gesamten Beruf und schlüpfen dann hinein Ausbrennen drinnen: immer die gleiche Mühle, der dumme Chef, das sind die Gefühle, die sie zum Burnout bringen. Der Mechanismus in dieser Krise ist ähnlich.