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Massiver Arbeitsplatzverlust – Daimler verkleinert seinen Berliner Star – BZ Berlin

Jobangst bei Daimler! Das Mercedes-Werk in Marienfelde wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren voraussichtlich deutlich schrumpfen. Die Geschäftsleitung informierte die Mitarbeiter am Donnerstagnachmittag über die Pläne.

Von Johannes Malinowski, Stefan Peter und Simon Schulz

Daimler-Mitarbeiter demonstrieren am Donnerstagnachmittag vor dem Werkstor in Marienfelde (Foto: Ralf Günther)
Daimler-Mitarbeiter demonstrieren am Donnerstagnachmittag vor dem Werkstor in Marienfelde (Foto: Ralf Günther)

Infolgedessen sind 2000 der rund 2500 Arbeitsplätze von den Maßnahmen betroffen! Daimler begründete den Schritt mit der Umstellung von der Verbrennung auf Elektromotoren. Bisher wurde der V6-Dieselmotor in Marienfelde produziert.

„Klassische Motoren, Getriebe und Komponenten werden an den Standorten allmählich abnehmen“, sagt das Unternehmen. Weitere Investitionen sind im Werk Berlin erforderlich: Daimler will sich künftig auf die Serienfertigung von Teilen für Elektromobilität und Digitalisierung in der Hauptstadt konzentrieren.

Maschinenbediener Andreas Koch (55):
Maschinenbediener Andreas Koch (55): „Die Atmosphäre hier ist bescheiden, Menschen mit Familien haben große Angst“ (Foto: Ralf Günther)
Das Mercedes-Benz-Werk in der Daimlerstraße in Berlin-Marienfelde (Archivfoto) (Foto: Bildbündnis / Bildagentur-o)
Das Mercedes-Benz-Werk in der Daimlerstraße in Berlin-Marienfelde (Archivfoto) (Foto: Bildbündnis / Bildagentur-o)

Die IG Metall Gewerkschaft kündigt Widerstand an und organisiert gestern einen Protest am Werkstor. „Das Management hat den Wandel zur Elektromobilität verpasst“, sagt Berliner Staatsoberhaupt Jan Otto (39). ‚Sie sind einfach zu spät gegangen. Die Zellproduktion für E-Autos muss in Deutschland erfolgen. Wir werden unsere Stimmen erheben. „“

Andreas Koch (55) arbeitet seit 35 Jahren als Maschinenbediener im Werk. „Elektromobilität kostet Arbeitsplätze, die Atmosphäre hier ist bescheiden“, sagt er. „Uns wird immer gesagt, dass wir die Besten sind. Aber wir sind ausverkauft. „“

Annette Kress (26): „Ich bin alleinerziehende Mutter.  Ich muss sehen, ob ich einen neuen Arbeitgeber suche “(Foto: Ralf Günther)
Annette Kress (26): „Ich bin alleinerziehende Mutter. Ich muss sehen, ob ich einen neuen Arbeitgeber suche “(Foto: Ralf Günther)
Stefan Baumgardt (40) ist seit 2006 bei Daimler.
Stefan Baumgardt (40) ist seit 2006 bei Daimler. „Ich würde gerne wissen, wie es hier wirklich läuft“ (Foto: Ralf Günther)

Gerüchten zufolge muss die Erwerbsbevölkerung ab Dezember wieder mit reduzierten Arbeitszeiten arbeiten. „Ich würde gerne wissen, wie es hier wirklich läuft“, sagt Produktionsmitarbeiter Stefan Baumgardt (40). „Daimler hat sich bisher immer um uns gekümmert.“

Produktionsmitarbeiter Martin Franke (40): „Wir arbeiten jetzt zwei Stunden weniger pro Woche.  Die Produktion wird als erste von der Maßnahme betroffen sein
Produktionsmitarbeiter Martin Franke (40): „Wir arbeiten jetzt zwei Stunden weniger pro Woche. Die Produktion wird als erste von der Maßnahme betroffen sein „(Foto: Ralf Günther)

Das Unternehmen befindet sich derzeit in Gesprächen mit dem Betriebsrat.

Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (42, Grüne) lehnte es ab, sich zum Verlust von Arbeitsplätzen im Mercedes-Werk zu äußern. Sie warten auf die offizielle Bestätigung des Unternehmens, sagte eine Sprecherin.

Der Chef der Berliner IG Metall, Jan Otto (39), organisierte den Protest am Werkstor.
Der Chef der Berliner IG Metall, Jan Otto (39), organisierte den Protest am Werkstor. „Das Management hat den Wandel zur Elektromobilität verpasst“ (Foto: Ralf Günther)

Christian Gräff (42), Mitglied der CDU, glaubt, dass die Entwaldung „ein direktes Ergebnis kurzsichtiger Politik“ ist. Die Grünen würden in Berlin eine Anti-Auto-Kampagne durchführen und keine modernen Technologien fördern. Gräff zu BZ: „Wundern Sie sich nicht, wenn es auch um Jobs geht. Diese Konsequenz ist bitter! „“


Geschichte des ältesten noch in Produktion befindlichen Mercedes-Werks in Deutschland

Marienfelde ist nach Angaben des Unternehmens das älteste noch produzierende Mercedes-Werk der Welt. Es besteht seit 118 Jahren. Am 2. Oktober 1902 übernahm und erweiterte die Daimler-Motoren-Gesellschaft eine angeschlagene Motorenfabrik. Im selben Jahr registrierte Daimler „Mercedes“ als Markennamen.

Daimler produzierte zunächst in Marienfelde Fahrzeuge und Schiffsmotoren. 1916/17 wurde im Werk der erste deutsche Panzer „A7V“ entwickelt und hergestellt. 1926 fusionierte es mit Benz & Cie. Zur Daimler-Benz AG.

Bald wurde auf rund 38.000 Quadratmetern eine riesige Motorenfabrik gebaut. 1934 wurde es erneut um 6,7 Millionen Reichsmark erweitert. Jetzt produzierte Marienfelde hauptsächlich Fahrzeuge und Flugzeugtriebwerke für die Wehrmacht.

Die Betriebsratssitzung im Hof ​​des Mercedes-Werks in Marienfelde am Donnerstagnachmittag (Foto: Ralf Günther)
Die Betriebsratssitzung im Hof ​​des Mercedes-Werks in Marienfelde am Donnerstagnachmittag (Foto: Ralf Günther)

Nach dem Krieg standen die Motoren von Nutzfahrzeugen im Mittelpunkt. Nachhaltig: der OM 360 (OM = Ölmotor). Ein Sechszylinder-Reihenmotor mit acht Litern und 170 PS. Im Spitzenjahr 1972 lieferte das Werk in Marienfelde 13.300 LKWs und Reisebusse aus.

Die Berliner Produktpalette umfasst seit Jahrzehnten Motorsteuerungen (Camtronic), Getriebeteile und -komponenten, Kraftstoffsysteme, Nockenwellen und Pumpen. Darüber hinaus war das Motorenwerk neben dem Hauptwerk in Untertürk der Hauptproduktionsstandort für Verbrennungsmotoren.

2015 wurde angekündigt, 500 Millionen Euro in das Werk zu investieren und es zu einem „High-Tech-Standort für Motorteile zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen“ auszubauen.

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