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Coronavirus in Deutschland: steigende Anzahl von Infektionen, lautere Anrufe

Die Zahl der Koronainfektionen steigt sprunghaft an – und die Politik fordert die Bürger auf, das bisher Erreichte nicht zu verspielen. Das Virus verbreitet sich hauptsächlich in Großstädten. Immer mehr Stellen überschreiten den Warnwert.

Die Bundesregierung ist besorgt über den starken Anstieg der Koronainfektionen in Deutschland. Der Fokus liegt zunehmend auf Entwicklungen in den Großstädten. Gesundheitsminister Jens Spahn fordert Wachsamkeit und sofortige Gegenmaßnahmen vor Ort, um die Situation unter Kontrolle zu halten.

Der jüngste Anstieg auf mehr als 4.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages ist besorgniserregend, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, warnte:

„Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet.“

Kanzlerchef Helge Braun (CDU) sieht bereits den Beginn einer sogenannten zweiten Welle. Der RKI zählte innerhalb von 24 Stunden 4.058 neue Koronainfektionen. Das sind mehr als 1200 mehr als am Mittwoch, als 2828 Neuinfektionen gemeldet wurden, ein neuer Höchststand seit April. Das letzte Mal war es höher in der ersten Aprilwoche.

Immer mehr Großstädte über dem Warnwert

Die Entwicklung in den Großstädten gilt als Schlüssel: In Berlin und anderen Städten hat die sogenannte 7-Tage-Inzidenz bereits den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten. In der gesamten Hauptstadt stieg der Wert am Donnerstag auf 52,8. Bisher waren nur wenige Stadtteile betroffen.

Neben Berlin überquert Bremen derzeit die Grenze, ebenso wie Frankfurt: Die hessische Metropole hat 59,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Nach Angaben der Stadt tritt die Eskalationsstufe Rot des Landes Hessen in Kraft.

Ausgangssperre in Frankfurt

Ziel ist es nun, die Kontaktdichte zu reduzieren. Dies geschieht unter anderem mit einer Ausgangssperre zwischen 23 und 18 Uhr.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Freitag in einer Videokonferenz mit den Bürgermeistern der elf größten deutschen Städte über die Situation diskutieren. Sie werden mehr über die Corona-Situation und die vor Ort ergriffenen Maßnahmen erfahren, sagte ein Regierungssprecher in Berlin.

„Klassischer Start einer zweiten Welle“

Bundeskanzler Braun sagte gegenüber RTL / ntv, dass man in einigen Großstädten nicht nur sehen kann, dass die wichtige 50-Schwelle überschritten wird, sondern auch, dass die Zahlen sehr schnell steigen.

„Dies bedeutet, dass die Kontaktverfolgung mit den Gesundheitsbehörden an einigen Stellen möglicherweise nicht mehr funktioniert. Dies ist der klassische Beginn einer zweiten Welle“, sagte Braun. Die Kontrolle über diese Regionen muss wiedererlangt werden.

„Pandemie wird in Metropolen entschieden“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnte am Donnerstag vor dem ZDF, dass einige Städte wie Berlin kurz davor stehen, die Kontrolle zu verlieren. Der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher hatte zuvor gesagt: „Die Pandemie wird in den Metropolen entschieden.“

Spahn betonte, dass es jetzt auf das Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Achtsamkeit ankomme. Dies betrifft alle Bürger – sowohl bei der Einhaltung von Schutzregeln wie Distanz und Masken als auch beim Beobachten von Partys. Der Minister appellierte an die Bürger:

„Es liegt an uns allen, ob wir es schaffen. Wenn 80 Millionen teilnehmen, sinkt die Wahrscheinlichkeit des Virus drastisch.“

Diese Pandemie ist auch „eine Charakterprüfung für uns als Gesellschaft“. In der kalten Jahreszeit sind auch die Belüftung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Corona-Warn-App wichtig.

RKI-Chef ist alarmiert

Laut Spahn sind vor allem jüngere Menschen infiziert – aber nicht nur. Sie betrachteten sich besonders oft als unverletzlich. „Aber das sind sie nicht.“ Covid-19 ist immer noch eine schwere Krankheit.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionen wagte der RKI-Vorsitzende Wieler nicht vorherzusagen, wie es weitergehen wird: „Die aktuelle Situation macht mir große Sorgen.“ Es gibt keine Möglichkeit zu wissen, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird. „Aber wir können mehr als 10.000 neue Fälle pro Tag sehen.“

Die Tagesschau berichtete am 8. Oktober 2020 um 17:00 Uhr über dieses Thema.


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