Die beiden Discounter Aldi Süd und Aldi Nord ändern ihr Sortiment. 15 Prozent des Frischfleischabsatzes wollen beide Unternehmen noch in diesem Jahr auf die Formen 3 und 4 begrenzen.
Die Kühltheken von Aldi Nord und Aldi Süd enthalten ausschließlich Fleisch aus Freiland- und Bio-Landwirtschaft. Mit diesem Schritt soll Landwirten und Fleischverarbeitern Planungssicherheit für die Umstellung der Produktion gegeben werden.
Spätestens 2030 müssen Hähnchen, Pute, Schweine- und Rindfleisch ausschließlich in der Bewirtschaftungsart 3, also Outdoor-Klima-Landwirtschaft, oder 4, Premium-Landwirtschaft, wie Bio-Produkte, angeboten werden.
Ausnahmen sind Tiefkühlprodukte.
Aldi und andere große Supermarktketten haben im April 2019 ein vierstufiges Kennzeichnungssystem für Nutztiere eingeführt.
- Das erste Phase „stabiles Wohnen“ erfüllt nur die gesetzlichen Anforderungen.
- In dem Stufe 2 „Stall Plus“ es gibt mehr Platz und zusätzliches Beschäftigungsmaterial für die Tiere.
- Stufe 3 „Außenklima“ garantiert den Tieren noch mehr Platz und Kontakt mit frischer Luft.
- Biene Stufe 4 „Premium“ sie haben auch Zugang zum Freien und Bio-Fleisch fällt ebenfalls in diese Kategorie.
Die Tiere in Form 1 und 2 haben keinen Zugang zu frischer Luft. Auch für das Essen gibt es keine klaren Richtlinien.
Verbraucher kaufen solche Produkte vor allem, weil sie besonders günstig sind.
Was ändert sich für Aldi-, Rewe-, Penny-, Edeka- und Netto-Kunden?
Auf Fleisch aus Anbauart 1 will Aldi nun komplett verzichten. Ein Jahr später soll ein Drittel des Fleisches bei Aldi aus den Stufen 3 und 4 stammen. Bis 2030 soll Aldi kein Fleisch mehr von den beiden unteren Viehfarmen kaufen können.
Inzwischen gibt es auch eine erste Reaktion. Die Rewe Group, zu der auch der Discounter Penny und der Supermarktriese Rewe gehören, will nachziehen. „Die Rewe Group hat bereits 2019 ihre eigene Marke für frisches Geflügelfleisch auf Betriebsstufe 2 und höher umgestellt, ab Juli folgt Schweinefleisch“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Rewe und Penny wollen bis Ende 2030 in ihrem gesamten Eigenmarken-Frischfleischsortiment (Schwein, Rind und Geflügel) exklusive Wohnstufen 3 und 4 anbieten.
Auch Vereniging Edeka plant, kurzfristig auf Stufe 1 und längerfristig auf Stufe 2 für Frischfleisch zu verzichten. „Aus Wettbewerbsgründen wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Ziele nennen“, sagte ein Pressesprecher.
Mit der Abschaffung der Anbaumethoden 1 und 2 bis 2030 könnten auch die Preise für Frischfleisch weltweit steigen. Schließlich müssen auch Landwirte viel Geld investieren, um ihr Fleisch bei Aldi verkaufen zu können.
„Wir gehen mit unserem Projekt ein hohes finanzielles Risiko ein. Aber denke, das ist der wichtige Schritt“, sagte Lars Klein, Geschäftsführer Einkauf bei Aldi Süd, auf einer Pressekonferenz. Höhere Qualität bedeutet auch höhere Preise, das weiß Aldi nur zu gut. „Gleichzeitig wissen wir aus Studien, dass unsere Kunden bereit sind, mehr Geld für Fleisch auszugeben.“
Mit dem Projekt strebt Aldi eine strukturelle Neuordnung der Landwirtschaft an. Untersuchungen zeigen, dass Verbraucher mehr Tierschutz wünschen und bereit sind, dafür Geld auszugeben.
„Wir sind absolut sicher, dass sich jeder diese neue Art des Liebens leisten kann.“ Aldi ist bereits der größte Bio-Händler in Deutschland. „Wir geben heute ein großes und wichtiges Versprechen“, sagte Florian Scholbeck, Pressesprecher von Aldi Süd. Ziel sei es, den Tierschutz in den kommenden Jahren „in einem noch nie dagewesenen Schritt“ zu verbessern.
Warum fliegt Billigfleisch nicht gleich aus den Ästen?
Dieser Wandel birgt auch Gefahren und Herausforderungen für Landwirte. „Man muss Futter umziehen und Ställe ausbauen. Das geht bei allem guten Willen nicht über Nacht“, sagt Klein.
Discounter und Supermärkte setzen deshalb einen Stufenplan um, damit die Landwirte genügend Zeit haben, sich anzupassen.
Rewe verspottet Aldi, Edeka hält sich zurück
Schollbeck sagte, Aldi würde sich freuen, wenn sich andere Wettbewerber an dem Projekt beteiligen würden. Nur so können tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft herbeigeführt werden.
Zugleich betonte der Pressesprecher, dass es zuvor keine Gespräche mit anderen Wettbewerbern wie der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), der Rewe-Gruppe (Rewe, Penny) oder Edeka (Edeka, Netto Marken-Discount) gegeben habe. Aber immerhin wissen wir, dass Edeka kleinere Projektgruppen gebildet hat, die sich mit dem Thema Tierschutz beschäftigen und bearbeiten.
„Wir freuen uns auf die Resonanz unserer Konkurrenten“, sagte ein Aldi-Sprecher während des Gesprächs. Dies ließ nicht lange auf sich warten. Rewe teilte prompt in einer Pressemitteilung mit: „Wir freuen uns, dass ein Weg, den wir seit zehn Jahren einschlagen, in der Branche zunehmend Unterstützung findet.“
Edeka und Netto Marken-Discount bestätigen in einer Pressemitteilung, dass beide Unternehmen ihr „Engagement für den Tierschutz stetig ausbauen“ und der Anteil der „höheren Tierhaltungsformen“ in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist.