19 Millionen Dollar
Wie vier Brüder Amazon mit 7.000 Zahnbürsten betrogen haben
Vier Brüder betrogen den Online-Händler Amazon Millionen von Dollar. Dazu verwendeten sie einen gewagten Trick: Sie überfluteten das Unternehmen mit Tausenden von Produkten und stellten sie in Rechnung.
Amazonas ist die größte Einkaufsplattform der westlichen Welt – und damit das Ziel vieler Krimineller. Der Fall von vier New Yorker Brüdern liegt nun auf dem Tisch, die Amazon innerhalb von zwei Jahren mit mindestens 19 Millionen US-Dollar betrogen haben. Das Justizministerium hat die Anklage am Mittwoch veröffentlicht.
Das amerikanische Technologiemagazin „Wired“ hat ausführlich über den Fall berichtet. Dementsprechend verwendeten die vier Brüder zwischen 24 und 32 Jahren das sogenannte „Überladen“ für ihren Betrug. Einfach ausgedrückt, das Unternehmen versendet und berechnet absichtlich mehr Waren als bestellt. Dabei nutzten sie die Organisation des Handelsgiganten. Bei Amazon erhält jedes Produkt eine eindeutige Identifikation, die sogenannte „Amazon Standard Identification Number“ (ASIN). Verkäufer haben die Möglichkeit, Einträge im Amazon-Katalog zu bearbeiten, um sicherzustellen, dass die Produktbeschreibungen korrekt sind. Genau das haben die Brüder ausgenutzt.
Amazon wurde mit Rechnungen für teure Produkte überschwemmt
Den Anklagen zufolge tauschten die Brüder ASINs von Produkten, die von Amazon bestellt wurden, gegen große Mengen anderer Produkte. In einem Fall bestellte Amazon etwa 12 Dosen Desinfektionsspray für 94,03 USD. Berichten zufolge haben die Angeklagten 7.000 Zahnbürsten für jeweils 94,03 USD unter Verwendung des Codes für das Desinfektionsspray verschickt und Amazon später mehr als 650.000 USD in Rechnung gestellt.
Noch mutiger: In einem Fall bestellte Amazon eine einzelne Flasche Designer-Parfüm für 289,78 US-Dollar, was dazu führte, dass die Brüder laut Anklage 927 billige Bartschneider zum gleichen Preis in Rechnung stellten. Die ASIN des Parfums wurde jedoch registriert.
Algorithmen werden ausgetrickst
Unabhängige Geschäfte können ihre Produkte auf verschiedene Arten bei Amazon auflisten. Eine Möglichkeit besteht darin, die Waren direkt an Amazon-Kunden zu verkaufen. Die vier Brüder nutzten dagegen eine Plattform, auf der sie als virtueller Großhändler fungieren: Amazon kauft die Waren und verkauft sie dann gegen eine Prämie an Kunden. Amazon bietet jetzt Millionen verschiedener Produkte an, von Weinflaschen bis zu Liegestühlen – was es der Gruppe unmöglich macht, alles von Hand zu bedienen.
Das Unternehmen setzt daher auf eine Mischung aus Algorithmen und Arbeitskräften. Insbesondere kleine Anbieter sind manchmal voll automatisiert. Diese Prozesse sind oft das Ziel von Kriminellen. Manchmal schleichen sie Millionen in Junk-Bücher im Kindle Store, manchmal füllen sie Retouren mit Erde, um den Retourenprozess zu überlisten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schickten die Brüder regelmäßig mehrere tausend Teile eines Produkts an Amazon, während das Unternehmen nur einen Bruchteil davon bestellte. Infolgedessen wurde erwartet, dass der Betrug früher oder später ans Licht kommt und Amazon die Konten blockiert. Die Angeklagten schienen jedoch nicht müde zu werden und versuchten, neue Konten mit falschen Namen und neuen E-Mail-Adressen einzurichten.
Den Angeklagten wird nun unter anderem Geldtransferbetrug und Geldwäsche vorgeworfen. Die Anwälte einiger Brüder haben noch nicht auf die Anklage reagiert.
Amazon hat noch nicht öffentlich bekannt gegeben, ob Änderungen an der Plattform vorgenommen werden oder bereits als Reaktion auf den Fall vorgenommen wurden. Dies kann jedoch angenommen werden. Anfang dieses Jahres richtete die Gruppe eine eigene Abteilung ein, die sich auf die Aufdeckung und Verfolgung von Betrug spezialisiert hat. Zur Gruppe gehören ehemalige Ermittler und Staatsanwälte, die mit ihrem Know-how Betrüger aufspüren.
Das: Justice.gov, Verdrahtet
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