Im zweiten Quartal der Corona-Krise rückten die Menschen in Deutschland stärker in den Vordergrund und profitierten von der Erholung an den Aktienmärkten. Alles in allem waren sie Ende Juni reicher als je zuvor.
Nach Angaben der Deutschen Bundesbank ist das finanzielle Vermögen privater Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen und Forderungen an Versicherungsunternehmen auf einen Rekordwert von rund 6.630 Mrd. EUR gestiegen. Das waren 253 Milliarden Euro oder 4,0 Prozent mehr als im ersten Quartal.
Neben der Konjunktur trieb auch die Erholung der Aktienmärkte nach dem Preisverfall zu Beginn der Krise die Entwicklung voran. „Die Aktienbewertungsverluste des Vorquartals aufgrund der Pandemie und der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen wurden weitgehend ausgeglichen“, sagte die Bundesbank am Freitag.
Sparer sind weiterhin unter anderem auf Bargeld und Bankeinlagen angewiesen, die aufgrund der niedrigen Zinsen kaum rentabel sind, aber schnell darauf zugreifen können. Zum Ende des zweiten Quartals betrug das Volumen rund 2.694 Milliarden Euro. Das waren rund 72 Milliarden Euro mehr als im ersten Quartal. Allein im Jahr 1882 waren Milliarden auf Girokonten oder in bar.
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Laut der DZ Bank dürfte die Koronakrise die Sparquote in diesem Jahr auf ein Rekordhoch bringen. „Einerseits haben viele private Haushalte vorsichtshalber mehr gespart, aus Angst vor Einkommensverlusten infolge von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit“, sagte der Ökonom der DZ Bank, Michael Stappel, kürzlich. „Auf der anderen Seite waren Sperrmaßnahmen und Reisebeschränkungen ein großes Hindernis für den privaten Konsum, insbesondere in der ersten Hälfte des zweiten Quartals.“
Nach Angaben des Top-Genossenschaftsinstituts dürfte die Sparquote in diesem Jahr von 10,9 Prozent im Jahr 2019 auf rund 16 Prozent steigen. Das bedeutet, dass private Haushalte für jeweils 100 Euro verfügbares Einkommen rund 16 Euro sparen würden. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik wäre dies der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.
Deutsche verwenden niedrige Zinsen, um Geld billig zu leihen
Nach Angaben führender Wirtschaftsforschungsinstitute ist das verfügbare Einkommen privater Haushalte in der akuten Krisenphase im Allgemeinen relativ stabil geblieben. Dazu haben auch Konjunkturprogramme beigetragen. Insgesamt haben die Leute also Geld, um es auf die hohe Seite zu stellen.
Versicherungen und andere Produkte für die private Altersvorsorge sind ebenfalls beliebt. Ende Juni waren das rund 2.423 Milliarden Euro, rund 20 Milliarden Euro mehr als im ersten Quartal. Auch der Nettokauf von Aktien und anderen Beteiligungen spielte nach Angaben der Bundesbank mit 16 Milliarden Euro eine wichtige Rolle.
Wie in der Vergangenheit verwenden die Menschen niedrige Zinssätze, um Geld billig zu leihen, insbesondere für Wohnungsbaudarlehen. Immobilien gelten als relativ krisenresistent.
Nach Abzug der Schulden haben sich auch die finanziellen Vermögenswerte deutlich um 236 Mrd. EUR auf rund 4.722 Mrd. EUR netto erhöht. Bei der Berechnung berücksichtigt die Bundesbank Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere und Versicherungsansprüche – jedoch keine Immobilien. Die Daten zeigen nicht, wie der Wohlstand verteilt ist. Im Juli wurde bekannt gegeben, dass die Zahl der Dollarmillionäre gestiegen war. (dpa)