„Schreckliche Katastrophe“ – Die Bundesregierung distanziert sich von Trumps Theorie
| Lesezeit: 2 Minuten
Für den US-Präsidenten sehen die Bombenanschläge in Beirut wie ein „schrecklicher Angriff“ aus. Die Bundesregierung teilt diese Einschätzung nicht. Die libanesische Regierung nennt 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat als Ursache.
D.Diese verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut scheint laut US-Präsident Donald Trump ein Angriff gewesen zu sein. Angesichts der Art der Explosion nahmen seine „Generäle“ an, dass es sich um eine Bombe handelte, sagte Trump am Dienstagabend im Weißen Haus. Die Vereinigten Staaten „sind bereit, dem Libanon zu helfen“, sagte er. Bis Mittwochmorgen waren mindestens 78 Menschen getötet und fast 4.000 verletzt worden.
Die Explosion habe keinen Unfall angezeigt, sagte Trump unter Berufung auf seine Militärberater. „Sie scheinen zu glauben, dass es ein Angriff war, dass es eine Art Bombe war“, sagte er.
Die Bundesregierung teilt nicht Trumps Einschätzung, dass die Bombenanschläge in Beirut einer Bombe zugeschrieben werden könnten. Es scheint „eine schreckliche Katastrophe“ zu sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am Mittwoch. Die Bundesregierung hat kein „eigenes Wissen“ und will nicht „an Spekulationen teilnehmen“.
Die Ursache der schweren Explosion ist der britischen Regierung noch unklar. Der Staatssekretär für Bildung, Nick Gibb, sagte am Mittwoch gegenüber Sky TV, dass die Ergebnisse der Untersuchung der Tragödie zu früh seien, um spekulieren zu können. Damit widerlegte er Donald Trumps Aussagen. Gibb fügte hinzu, dass die britische Regierung berät, welche technische und finanzielle Unterstützung dem Libanon gewährt werden könnte.
Der libanesische Premierminister Hassan Diab sagte auch, 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat seien die Ursache der Explosion. Das Material, aus dem auch Sprengstoffe hergestellt werden können, wird vorsorglich sechs Jahre im Hafen von Beirut gelagert.
Der Stoff könnte von einem Frachtschiff stammen, von dem die libanesischen Behörden angekündigt hatten, dass sie 2013 aufgrund verschiedener Mängel nicht mehr weiterarbeiten. Das Schiff fuhr dementsprechend von Georgien nach Mosambik in Südafrika. Der Besatzung gingen dann Treibstoff und Proviant aus, der Eigner gab offenbar das Schiff auf. Die Besatzung durfte nach einem Rechtsstreit endlich abreisen. Das Schiff wurde mit der gefährlichen Ladung verlassen.
Ammoniumnitrat kann bei höheren Temperaturen explodieren. Die Substanz wird auch zum Antrieb von Raketen und vor allem zur Herstellung von Düngemitteln verwendet. Die farblosen Kristalle befanden sich auch im Gefahrgutlager in der chinesischen Stadt Tianjin, wo 2015 nach einer Reihe von Explosionen 173 Menschen getötet wurden. In Deutschland fällt die Behandlung von Ammoniumnitrat unter das Sprengstoffgesetz.