Aktualisiert am 7. August 2021, 20:22 Uhr
Jan Böhmermann zischt wieder. Diesmal hat er Riccardo Simonetti als Gast in seiner neuen Kochshow „Böhmi brutzelt“, die mit einem ernsthaften Kochhandicap beginnt. Vielleicht wird die neueste Ausgabe von „Böhmi sizzle“ gerade deshalb wieder so angenehm unbeschwert.
„Ein bisschen emotionalen Ausgleich finden“: ZDF-Satiriker Jan Böhmermann hat in den ersten beiden Folgen ausführlich erklärt, warum er jetzt auch eine Kochshow macht. Und tatsächlich gibt es bisher Böhmermanns neue Kochshow keine Andeutungen von Satire, nichts Politisches. Stattdessen steht „Böhmi brutzelt“ eher in der Tradition von Alfred Bioleks „alfredissimo!“, bei dem der Wirt nur Gemüse in die Pfanne wirft und nicht seine Gäste.
Und so lernt man beim Würzen, Hacken und Brutzeln viel, was man auf Wikipedia nicht lesen kann. In der vorherigen Folge zum Beispiel, dass Böhmermann eines Tages ein großes Live-Musical im ZDF machen möchte, mit allem Drum und Dran. Oder das Motsi Mabuse, Tochter von Joachim Llambi trainiert und so kam er zu „Let’s Dance“.
Nein, „Böhmi brutzelt“ ist eine ganz normale und völlig harmlose Kochshow, in der man im Privatleben tatsächlich ein wenig emotionalen Ausgleich zwischen all den Promi-Plärr-Formaten finden kann. Und wenn Jan Böhmermann seinen jüngsten Gast mit den Worten „Ich kenne niemanden, der“ begrüßt, Riccardo Simonetti Ich mag es nicht“, dann weißt du sicher, dass sich in der dritten Folge von „Böhmi brutzelnd“ nichts ändert.
Auch der Geschmack von Böhmermann hat sich nicht verändert. In den ersten beiden Folgen gab es Rinderroulade und Grünkohl mit Natursekt und in Folge drei will Böhmermann einen weiteren Klassiker probieren, diesmal einen italienischen: Spaghetti Bolognese. Auch Simonetti hat einen italienischen Klassiker auf dem Herd, aber auch einen ganz persönlichen. Er hat Lasagne, weil das „das Essen ist, das an meinem Geburtstag, an Silvester, auf irgendeiner Party serviert wurde“.
Riccardo Simonetti: „Ich habe nie richtig gekocht“
Das klingt nach einem italienischen Abend mit persönlicher Aufnahme, hätte Simonetti nicht gleich zu Beginn ein kleines Geständnis abgelegt: „Ich habe noch nie richtig gekocht. Ich habe keine Küche zu Hause, also habe ich keine Ahnung, was ich“ mache ich eigentlich hier.“ Das klingt zumindest kulinarisch nicht sehr vielversprechend, aber Simonetti ist sicher nicht der Erste im Fernsehen, der keine Ahnung hat, was er vorhat.
Manchmal ist Ignoranz sogar eine Grundvoraussetzung für ein wenig Abwechslung und Aufregung. Schließlich ist die Koch-TV-Welt voll von überambitionierten Menschen, für die alles Gerede über Zutaten und Kochmethoden eher Ausdruck von Haltung als echtem Fachwissen ist. Unwissenheit kann also erfrischend sein und die besseren TV-Momente hervorbringen.
Dennoch bleibt eine Kochshow eine Kochshow und so fragt Böhmermann zu Recht: „Aber Sie haben ein Gericht mitgebracht?“ „Ich habe eine Idee für ein Gericht mitgebracht“, sagt Simonetti möglichst offen über das Ergebnis seiner Lasagne und ist auch selbstreflexiv: „Ich bin ein Souschef, der sehr an Weisungen gebunden ist.“ Mit anderen Worten: Böhmermann muss auch sein Gericht kochen. Aber er findet einen Kompromiss: Sie machen eine Bolognese-Sauce, Simonetti soll sie für seine Lasagne verwenden, Böhmermann für seine Spaghetti.
Kulinarisch und gastronomisch ist diese Folge von „Böhmi“ eher nahbar, daher ist es, wie schon in den vorherigen Folgen, wirklich interessant, was man von den Gästen lernt. Es gibt einen Grund, warum Simonetti nicht kochen kann und deshalb seine Küche lieber als Abstellraum für seine Schuhe eingerichtet hat: „Essen hat noch nie in meinem Leben eine so große Rolle gespielt. Irgendwie habe ich nie gelernt, Essen zu etwas Wertvollem zu machen. „
„Böhmi brutzelt“: Eher ein Schwätzchen als eine ernsthafte Kochshow
Stattdessen führte ihn seine Zeit als Model dazu, sich von der Essenszubereitung zu distanzieren. Beim Modeln ist Essen etwas „Nicht willkommen“. Dementsprechend empfand er auch das Schlanksein als „unglaubliche Belastung“ und erfuhr erst später, dass „Hunger kein erstrebenswertes Gefühl ist“.
Mit einem „Wie macht ihr das mit dem Volumen im Haar?“ lenkt Böhmermann in Richtung leichterer Themen und so kann Simonetti ein wenig nachholen, dass das Wichtigste das „Wurzelvolumen“ ist und er sich seine Woche einteilt Waschen, weil er lange Locken hat und „wenn ich sie nicht föhne, bleiben sie ein oder zwei Tage nass.“ Tiefgründiger sind seine Geschichten über das Berliner Party- und Drogenleben, an das er schon viele Freunde verloren hat.
Und so ist diese Folge von „Böhmi brutzelt“ eher ein Schwätzchen als eine ernsthafte Kochshow. Eine Kochshow ohne viel Aufhebens. Daher können auch hier Dialoge entstehen, die man in anderen Kochsendungen nie hören würde: „Schmeckt es nach Wein?“ fragt Simonetti, während er das dazugehörige Getränk nippt und Böhmermann antwortet: „Keine Ahnung, ich habe noch nie Wein getrunken.“
„Böhmi brutzelt“, immer am Freitag ab 10 Uhr in der ZDF-Mediathek und Samstag um 19.45 Uhr auf ZDFneo.