Donnerstag, November 21, 2024

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Corona Hotspot Bütgenbach: Der verzweifelte belgische Nachbar

Bei einem Brand im belgischen Bütgenbach kommt die Feuerwehr manchmal aus Monschau – so nah ist die Gemeinde an der deutschen Grenze. Und Deutschland versucht nun auch, seinem belgischen Nachbarn in der Corona-Krise zu helfen.

Von Ralph Sina, ARD-Studio Brüssel

Bütgenbach in der belgischen Eifel, ein kleines Paradies mit 5000 Einwohnern, umgeben von den Ardennen und dem Hochmoor. Mit einem Sandstrand am Stausee, der die erfahrenen Triathleten des SC Bütgenbach zu jeder Jahreszeit inspiriert.

Die Hotels in Bütgenbach bewerben im Winter Langlaufloipen und Pisten in der Nähe, fast Jetset für den Ausflug zum nahe gelegenen Flughafen Lüttich.

Hotspot im Hotspot

Die belgische Provinz Lüttich ist derzeit eine der am stärksten von Corona betroffenen Regionen in Europa. Und der deutschsprachige Bütgenbach unweit von Lüttich ist derzeit sozusagen der Hotspot im Corona-Hotspot Belgien.

Mit 342 Neuinfektionen bei nur 5.600 Einwohnern und einer vom belgischen Gesundheitsinstitut Instutut Sciensano registrierten Inzidenz von 6.076 ist die Infektionsrate in Bütgenbach sechsmal höher als im Landesdurchschnitt in Belgien, dem von der Koronapandemie am stärksten betroffenen Land in Europa.

Kirmes murrt über eine Gruppenmaske

Bütgenbach wollte Anfang Oktober zeigen, dass sich Covid und Messegelände nicht gegenseitig ausschließen. „In der Gemeinde Bütgenbach steigt das faire Fieber“, berichtete der „Grenzecho“, die einzige deutschsprachige Zeitung in Belgien, am 1. Oktober. In den ersten beiden Oktoberwochenenden fanden in der Gemeinde Bütgenbach drei Messeveranstaltungen statt.

Die Veranstaltungen waren als „Messegelände“ mit viel Sicherheitsspielraum geplant. De facto wurde das Murren der Maske zu einem engen Ereignis. Die Anzahl der Fälle explodiert. „Bütgenbach ist ein trauriger Anführer“, kommentierte der „Grenecho“.

Neun Gesundheitsminister, keine Koordination

Der Hotspot Bütgenbach ist nur ein Beispiel für das belgische Covid-Drama. Das kleine Königreich hat neun belgische Gesundheitsminister, die sich kaum koordinieren. Erst kürzlich gab es in Brüssel eine Regierung, die wieder handeln kann. Und die belgische Bevölkerung hat das Problem lange Zeit nicht ernst genommen.

„Wir haben gewarnt, aber leider erkennen Politiker und Bevölkerung erst jetzt, dass wir ein großes Problem haben“, betont die belgische Virologin Elke Vlieghe. ARD Studio Brüssel.

Krankenhäuser an der Grenze ihrer Kapazität

Auch Antonios Antoniadis, der Gesundheitsminister des deutschsprachigen Raums, ist besorgt. Weil die Krankenhäuser in Lüttich und Eupen nicht mehr in der Lage sind, andere schwerkranke Patienten aus Bütgenbach intensiv zu versorgen. Die Krankenhäuser in der Wallonie und im deutschsprachigen Ostbelgien sind einfach überfüllt. In Belgien gibt es keine Alternative mehr.

Deshalb hat der Gesundheitsminister der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien buchstäblich das Offensichtliche getan und eine Einigung mit der Stadtregion Aachen und dem Land Nordrhein-Westfalen erzielt.

Die Kliniken in der Stadtregion Aachen versprachen ihm zehn Krankenhausbetten. „Im Laufe der Zusammenarbeit würden wir dann darauf zurückgreifen. Aber die Betten sind in keiner Weise reserviert“, betont Gesundheitsminister Antoniadis.

Ein schreckliches Dilemma droht

Bütgenbach und ganz Belgien ist jetzt klar, dass die benachbarte Bundesrepublik nur in begrenztem Umfang helfen kann, zumal Covid-Patienten aus den Niederlanden in Deutschland behandelt werden.

„Bald stehen wir vor einer schrecklichen Alternative und müssen uns entscheiden, welchen Koronapatienten wir retten wollen“, sagt eine Krankenschwester im Krankenhaus in Charleroi. „Der Dreißigjährige? Oder der Sechzigjährige? ‚

In Bütgenbach, Belgien und im ganzen Land gibt es keinen Ausweg für Schwerkranke. Auf die Frage, ob er eine Implosion des belgischen Gesundheitssystems für möglich halte, antwortete Vandenbroucke, der Gesundheitsminister der Zentralregierung, sehr entschieden: Er hielt dies für absolut möglich.



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