M.Vitamin D ist seit langem mit großer Hoffnung verbunden: Es soll das Immunsystem stärken, und einige wollen es sogar verwenden, um sich vor Krebs zu schützen. In der Zwischenzeit wird es auch wiederholt zur Vorbeugung oder Behandlung von Covid-19 eingesetzt. Selbst mit US-Präsident Donald Trump im Oktober verwendeten die Ärzte unter anderem dieses Nahrungsergänzungsmittel. Insbesondere Vitamin D wird in der Medizin häufig überschätzt.
Der britische Lungenarzt und Immunologe Adrian Martineau von der Queen Mary University of London über die Frage, inwieweit die derzeitige Hoffnung berechtigt ist.
WELT: Professor Martineau, Sie und Ihre Kollegen haben gerade eine Studie gestartet, um zu überprüfen, ob Vitamin D gegen das Coronavirus wirksam ist – mit insgesamt 6200 Patienten: Was macht Sie optimistisch, dass sich die Mühe lohnen könnte?
Adrian Martineau: Es gibt Hinweise darauf, dass solche Hoffnungen berechtigt sind. Einerseits gibt es die Laborergebnisse. Sie legen nahe, dass Vitamin D das Immunsystem stärken kann – zumindest für Infektionen der Atemwege im Allgemeinen. Vitamin D scheint auch Entzündungsreaktionen zu verlangsamen. In Covid-19 spielen sie eine fatale Rolle, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium.