Deutsche Medienorganisationen haben am Sonntag dringend an die Bundesregierung appelliert, ortsansässigen afghanischen Mitarbeitern, die für sie in Afghanistan gearbeitet haben, Unterschlupf zu bieten.
In einem offenen Brief forderten große Zeitungen, öffentlich-rechtliche und private Sender, darunter die Deutsche Welle (DW) und die Nachrichtenagentur dpa, ein Visa-Notfallprogramm, um ihren Mitarbeitern die Auswanderung nach Deutschland zu ermöglichen.
Der Appell kam, als die Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul einmarschierten und zum ersten Mal seit fast 20 Jahren die Kontrolle über das Land offiziell erklären würden.
Medienschaffende spielten eine entscheidende Rolle
Die Medien sagten, die Journalisten, Stringer, Übersetzer und Fixer hätten seit der US-geführten Invasion 2001 nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine wichtige Rolle in ihrer Berichterstattung über Afghanistan gespielt.
„Auch sie teilen unseren Glauben an die freie Presse als unverzichtbares Element einer stabilen, friedlichen und ausgewogenen Demokratie – ein Wert, den die Bundesregierung in Afghanistan seit zwei Jahrzehnten stark unterstützt“, heißt es in dem Schreiben.
Journalisten riskieren oft ihr Leben, wenn sie über den Konflikt in Afghanistan berichten
Die Medien betonten, dass die Berichterstattung aus dem kriegszerrütteten Landkreis „ohne die Bemühungen und den Mut der afghanischen Mitarbeiter, die uns vor Ort unterstützen, unvorstellbar gewesen wäre“.
Lebt in „akuter Gefahr“
Die Unterzeichner warnten, dass „das Leben dieser Freiberufler jetzt in akuter Gefahr ist“.
Unter Berufung auf mehrere tödliche Angriffe auf Journalisten heißt es in dem Brief, dass aufgrund des Vormarsches der Taliban „befürchtet wird, dass solche Morde jetzt dramatisch zunehmen werden – und dass viele unserer Mitarbeiter in Gefahr sind“.
Insbesondere wurde allgemein erwartet, dass die Taliban Journalisten für Racheangriffe aussondern würden, sagten die Medien.
„Beschäftigte, die das Land verlassen wollen, werden verfolgt, festgenommen, gefoltert und getötet. Wir bitten daher um schnelles Handeln.“
Inzwischen haben Deutschland, die USA und mehrere andere Länder zugesagt, Militärübersetzer und andere Helfer für die NATO-Mission in Afghanistan umzusiedeln. Allerdings wurde die Geste als zu wenig kritisiert.