BERLIN
Deutschland könnte in den ersten Monaten des nächsten Jahres mit einer Gasknappheit konfrontiert werden, warnte die Energieregulierungsbehörde des Landes am Montag.
Klaus Müller, Leiter der Bundesnetzagentur, sagte, die Energieeinsparungen von Haushalten und Unternehmen seien unzureichend und lägen nur 5 % unter dem Verbrauch des Vorjahres.
„Vielleicht müssen wir in zwei, drei Wochen nicht mehr in der SMS klingeln. Aber so kann es im Januar und Februar nicht weitergehen“, sagte er der Süddeutschen Zeitung.
Müller betonte, dass deutsche Haushalte und Unternehmen den Gasverbrauch um 20 % reduzieren müssten, um Engpässe in den kommenden Monaten zu vermeiden.
Er warnte davor, dass das Risiko eines kälteren Winters, eine erhöhte Gasnachfrage in den Nachbarländern und eine mögliche Sabotage der Energiestruktur zu einer Gasknappheit im Land führen könnten.
Deutschland, die größte Volkswirtschaft der EU, steht aufgrund des anhaltenden Krieges zwischen Russland und der Ukraine, der zu Unterbrechungen der Gasversorgung führte und die Energiepreise auf Rekordhöhen trieb, vor einer ernsthaften Energiekrise.
Obwohl es dem Land letzte Woche gelungen ist, seine Gasspeicher zu 90 % zu füllen, warnen Experten, dass dies keine Garantie dafür ist, dass es in den kälteren Wintermonaten keine Gasrationierung oder Stromausfälle geben wird.
Die Speicheranlagen benötigen außerdem einen kontinuierlichen Gasfluss aus den Pipelines, um einen ausreichenden Druck aufrechtzuerhalten.
Die Bundesregierung versucht, ihre Erdgasversorgungsquellen zu diversifizieren, indem sie mehr Gas aus Norwegen kauft und die Pipeline-Importe aus Belgien und den Niederlanden erhöht.
Um in den kommenden Jahren genügend verflüssigtes Erdgas zu erhalten, um russisches Gas vollständig zu ersetzen, baut Berlin zudem LNG-Terminals in den norddeutschen Häfen Brunsbüttel, Stade und Lubmin.
Seit den Explosionen in den unterseeischen Nord-Stream-Pipelines im September hat Deutschland aufgehört, Gas aus Russland zu importieren.
Vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar lieferte Russland fast 55 % des deutschen Erdgases.