Schauspiel Leipzig kommt nicht zur Ruhe: Erst gehen zwei Schauspielerinnen in Rente, jetzt eine Regisseurin. Ihr Ärgernis: der Direktor.
Der Skandal am Leipziger Theater breitet sich weiter aus: Nachdem Regisseur Enrico Lübbe zwei Schauspielerinnen aus seinem Ensemble verbannt hatte, stößt die einflussreiche Hausdirektorin des Theaters, Claudia Bauer, einem Bericht zufolge nun die Tür auf. Laut MDR informierte sie Lübbe am Montag.
Hintergrund ist ein Streit um sogenannte Nichtverlängerungen von Verträgen. Die Verträge der Schauspieler sind in der Regel auf ein Jahr befristet und werden automatisch verlängert, es sei denn, eine der Vertragsparteien entscheidet sich gegen eine Verlängerung. Arbeitgeber müssen dies in einer Anhörung begründen.
Das Schauspiel Leipzig widerspricht Bauers Aussagen
Laut einem Bericht des Stadtmagazins „Kreuzer“ halten die beiden Schauspielerinnen die Gründe für ihre Nichtverlängerung für ungerechtfertigt. Bauer sagte dem MDR, ihr Rücktritt sei auch eine Solidaritätsbekundung gegenüber der Schauspielerin Julia Preuss, einer von zwei von Lübbe aus dem Haus verbannten Schauspielerinnen. Preuss sollte im Januar bei der Wiederaufnahme von Bauers Stück „Die Rättin“ auf der Bühne stehen. Die beiden beteiligten Frauen seien „überaus gute Schauspielerinnen“.
Theatermitarbeiter aus aller Welt bekundeten nach der Nichtverlängerung in einem offenen Brief ihre Solidarität mit den Schauspielerinnen. Für die Theaterleitung um Regisseur Lübbe wurde der Vorgang als Beleidigung empfunden. Das Ergebnis: die einstweilige Verfügung. Begründung entsprechend: Mobilisierung von Personal und Störung des Betriebsfriedens.
Bauer bezeichnete das Arbeitsklima beim MDR als „seltsam“. Und: „Man weiß nicht, mit wem man offen reden soll, wer auf welcher Seite steht.“ Die Arbeitsatmosphäre hat sich laut Bauer in den letzten Jahren deutlich abgekühlt. Ein Sprecher des Dramas sagte der „Leipziger Volkszeitung“, es sei „längst klar und vereinbart“, dass nicht Claudia Bauer, sondern ihre Assistentin „Die Rättin“ inszenieren werde. Für Julia Preuss ist hingegen ein Ersatz geplant.