Stand: 17.06.2021 15:40 Uhr
Deutsche Bank und Commerzbank müssen wegen der Entschädigungsregelung des BGH Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe vornehmen. Sparkassen und Volksbanken machen keine Angaben.
Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zur möglichen Rückforderung von Gebühren von Bankkunden kostet die Branche Millionen. Die Commerzbank rechnet damit, dass im zweiten Quartal 2021 Kosten „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“ verbucht werden, sagte Frankfurts Konzernfinanzvorstand Bettina Orlopp. Das Urteil wird wohl auch Folgen für die Gewinne haben. Die Bank hält jedoch an ihrer Prognose für 2021 fest, dass Einnahmen über dem Niveau des Vorjahres liegen.
Dank der Einnahmen aus dem Börsengang des amerikanischen Startups Marqeta könne die Commerzbank die Belastungen aus dem BGH-Urteil ausgleichen, sagte Orlopp. Die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank ist seit 2015 an dem US-Unternehmen beteiligt. Die Höhe ihres aktuellen Anteils ist unbekannt.
Deutsche Bank spricht von 300 Millionen Euro
Als erstes Institut hat die Deutsche Bank vergangene Woche eine Einschätzung zu den möglichen Belastungen aus dem BGH-Urteil abgegeben. Finanzvorstand James von Moltke sprach von insgesamt rund 300 Millionen Euro. Die Bank will deshalb im zweiten Quartal eine Rückstellung von 100 Millionen Euro für mögliche Kundenforderungen bilden. Zudem rechnet das Institut im zweiten und dritten Quartal mit einem Gewinnausfall von jeweils rund 100 Millionen Euro.
Von Moltke räumte ein, dass das Urteil der Karlsruher Richter den Bankensektor überrascht habe. Die Gebühren und Einnahmeausfälle sind nur vorübergehend. Bis zum vierten Quartal wird die Deutsche Bank Lösungen gefunden haben, um die Zinserhöhungen gemäß den neuen Regeln umzusetzen.
BaFin schlägt Alarm
Sparkassen und Volksbanken halten sich mit Aussagen zu möglichen Gebühren und Rückstellungen zurück. Ein Sprecher des Sparkassenverbandes DSGV wollte auf die Anfrage von verzoek . reagieren tagesschau.de kommentieren Sie das Thema nicht. Eine Sprecherin von Deutschlands größter Sparkasse, der Hamburger Sparkasse, sagte, es gebe nur sehr wenige Kundenanfragen zu dem BGH-Urteil. Daher konnte sie keine Angaben zu möglichen Anklagen machen.
Die Finanzaufsicht BaFin erwartet, dass das Urteil schwerwiegende Folgen für die gesamte Branche haben wird. „Das könnte für Banken sehr teuer werden. Wir schließen nicht aus, dass die Hälfte des Jahresüberschusses in der Größenordnung liegt, die das Feuer aushält“, sagte Interimschef Raimund Röseler Mitte Mai.
Unklare Anzahl von Rückerstattungsanträgen
Allerdings ist noch unklar, wie viele Kunden tatsächlich eine Rückerstattung früherer Tariferhöhungen verlangen. sie müssen selbst aktiv werden. Branchenbeobachter gehen zudem davon aus, dass die Finanzinstitute jeden Antrag einzeln prüfen werden, so dass keine Pauschalrückerstattung erfolgt.
Ende April entschieden die Karlsruher Richter in einem Verfahren gegen die Deutsche-Bank-Tochter Postbank, dass Banken bei der Änderung von AGB die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Die Klausel, nach der Finanzinstitute eine stillschweigende Zustimmung erlassen können, wenn Kunden einer Änderung nicht innerhalb von zwei Monaten widersprechen, benachteiligt Kunden in unlauterer Weise.
Az.: XI ZR 26/20