Mittwoch, 30. Juni 2021
Fast jeden Tag ein Geldhaus
Fast 350 Banken verlangen Negativzinsen
Immer mehr Kreditinstitute verlangen für größere Beträge von ihren Kunden eine sogenannte Depotgebühr. Bisher belasteten Banken vor allem Neukunden mit Negativzinsen. Aber auch Bestandskunden sind zunehmend davon betroffen. Zudem sinkt auch die Grenze der Steuerbefreiung.
Laut einer Studie hat sich die Zahl der Kreditinstitute, die Sparern Negativzinsen berechnen, innerhalb von sechs Monaten fast verdoppelt. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox erheben mittlerweile 349 Banken und Sparkassen für größere Beträge am Tages- oder Girokonto eine sogenannte Depotgebühr (Stichtag: 29. Juni). Das sind 171 mehr als Ende 2020. „Aktuell kommen fast täglich weitere Finanzinstitute hinzu“, berichtet Verivox-Manager Oliver Maier. Gleichzeitig haben viele Institute ihre Regelungen verschärft.
Berichten zufolge haben die Finanzinstitute die Zinsen noch weiter ins Minus gesenkt oder die Gebühren so weit gesenkt, dass das Guthaben auf dem Konto von Negativzinsen befreit bleibt. Vor allem bei großen Beträgen ab 100.000 Euro wurden lange Zeit Depotgebühren geschuldet. Mindestens 102 Institute verlangen laut Verivox mittlerweile Negativzinsen ab einer Gesamtanlage von 50.000 Euro oder weniger pro Kunde.
Regeln für Negativzinsen werden verschärft
Die Direktbank ING hat kürzlich angekündigt, die Befreiung von 100.000 Euro auf 50.000 Euro pro Konto zu halbieren. Andere große Institute wie die Commerzbank und die Postbank haben ähnliche Schritte angekündigt oder bereits unternommen. „Wenn große Häuser ihre Negativzinsregeln verschärfen, besteht für Sparer immer die Gefahr, dass dies zur Blaupause für andere Marktteilnehmer wird“, sagt Maier. „Gut möglich, dass sich künftig noch mehr Bankkunden auf niedrigere Gebühren einstellen müssen.“
Geschäftsbanken müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Immer mehr Finanzinstitute geben die Kosten weiter und Privatkunden verlangen meist einen Negativzins von 0,5 Prozent. Negativzinsen betreffen hauptsächlich Neukunden. Will eine Bank von Bestandskunden eine Depotgebühr verlangen, muss sie dies individuell mit den Beteiligten vereinbaren.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hält Negativzinsen auf Verbraucher-Zahlungskonten und Prepaid-Kreditkonten grundsätzlich für unzulässig und hat deshalb verschiedene Klagen eingeleitet. Verivox wertet die im Internet veröffentlichten Preismeldungen von rund 1.300 Banken und Sparkassen aus. Üblicherweise fallen Strafzinsen für Tagesgeld an, teilweise werden sie aber auch für Giro- und Verrechnungskonten erhoben.