Donnerstag, 19. November 2020
Die Schande gegen Spanien löste neue Diskussionen über Joachim Löws Arbeit aus. Der Nationalmannschaftsmanager muss ersetzt werden, fordern die Fans. Der DFB hält aber weiterhin an dem fest, was seit 14 Jahren im Amt ist – es gibt gute Alternativen zur Auswahl.
Nach dem 0: 6-Debakel in Spanien führt der DFB während der langen Länderspielpause eine intensivierte Debatte über die Zukunft von Nationaltrainer Joachim Löw. So mancher Witzbold hat Peter Neururer in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes gesehen, um seinen Antrag für den Nachfolger einzureichen. Aber die Spitze des Vereins wird in ihren Überlegungen für solche Witze wenig übrig haben, die Situation ist zu ernst. Die erste Analyse des Klatsches über Spanien durch DFB-Präsident Fritz Keller enthielt nicht den Namen Löw, was Raum für Spekulationen ließ.
Kann der Cheftrainer, der seit 14 Jahren im Amt ist, mindestens bis zur Europameisterschaft weitermachen oder nutzt der DFB die Zeit bis zum nächsten Länderspiel Ende März, um Änderungen vorzunehmen? Und wer könnte kurz- oder mittelfristig das Amt übernehmen? Löws Vertrag läuft bis zur Weltmeisterschaft in Katar Ende 2022, aber ein Abschied spätestens nach der Europameisterschaft im Sommer nächsten Jahres erscheint derzeit realistischer.
Ralf Rangnick fungiert auf jeden Fall als schnelle Lösung für den Nationaltrainer. Der 62-Jährige ist derzeit arbeitslos und gilt als Branchenspezialist. Rangnick hat mehrfach sein Interesse an der Position des Nationaltrainers bekundet, aber gleichzeitig in der Woche zuvor darauf hingewiesen, dass die Frage aufgrund des aktuellen Vertrags von Löw nicht auf der Tagesordnung steht. Daher ist diese Diskussion eine „schlechte Angewohnheit“, sagten die Schwaben bei Sport1. Rangnick fügte hinzu: „Wenn sie jemals kommt, ist es eine Frage des Timings.“ Ist die Zeit schon gekommen?
Hansi Flick war einst Löws Assistent für die WM 2014 und spielte nicht nur eine entscheidende Rolle beim Üben der wichtigen Standards. Als dreimaliger Trainer des FC Bayern und mit Verständnis für den Spieler hat der 55-Jährige in den letzten Monaten ein beeindruckendes Zertifikat erhalten. Das „Sport Bild“ sieht ihn bereits als „Schatten-Nationaltrainer“, daher sollte Flick ganz oben auf der Wunschliste des DFB stehen. Aber ob der Bayern-Trainer selbst die Münchner Erfolgsmaschine so schnell verlassen will, ist die Frage.
Jürgen Klopp Er ist jedoch seit fünf Jahren bei Liverpool und hat mit der mit Spannung erwarteten Meisterschaft und dem Sieg in der Champions League alle Ziele der Roten erreicht. Bis zu Flicks erfolgreicher Serie galt der 53-Jährige als ideale Lösung für die Position des Nationalmannschaftsmanagers. Um das Image der Nationalmannschaft zu verbessern, gibt es keinen besseren Menschen als Klopp mit seinen Entertainerfähigkeiten und seinem Vollgasfußball. Der Haken: Er sitzt noch bis 2024 in Liverpool fest und ist wahrscheinlich immer noch zu glücklich, ein Vereinstrainer zu sein.
Eher wie ein Außenseiter Thomas Tuchel, der in Paris Saint-Germain wegen des anhaltenden Streits mit Sportdirektor Leonardo müde ist. Es ist derzeit ungewiss, ob der 47-Jährige nach Ablauf seines Vertrages im Sommer 2021 bei PSG arbeiten darf. Tuchel könnte nach der EM frei sein, wird aber als harter Charakter angesehen und würde wahrscheinlich nicht viel Selbstvertrauen von Spielern und Fans gewinnen.
Es ist unwahrscheinlich, dass Löws Co-Trainer befördert wird Marcus Sorg. Auch die Chancen von Stefan Kuntz, der von Low selbst als Nachfolger des Erfolgs mit den U21 erzogen wurde, sind wahrscheinlich recht klein. DFB-Direktor Oliver Bierhoff ist verantwortlich für die Suche nach dem nächsten Nationaltrainer. Aber er bekommt selbst immer mehr Kritik und ist eng mit Low verbunden. Das macht die Suche kaum einfacher.