Die Abrechnungssaison beginnt in der neuen Handelswoche. Experten sagen, Anleger sollten sich auf Enttäuschungen einstellen. Die Gewinnerwartungen der Analysten spiegeln die düsteren Wirtschaftsaussichten nicht wider, warnt VP Bank Anlagestratege Harald Brandl. „Sowohl die Verbraucher- als auch die Erzeugerpreise sind so stark gestiegen wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr. Je nach Beschaffungs- und Absicherungsstrategie wirkt sich dies zeitlich und im Umfang ganz unterschiedlich auf die Unternehmen aus.“
Nach mehr als einem Jahrzehnt des Abschieds von der Ära des billigen Geldes sind die Aussichten noch düsterer, betont Stephen Innes, Geschäftsführer des Vermögensverwalters SPI. „Es ist an der Zeit, sich an die Vorstellung zu gewöhnen, sich unwohl zu fühlen.“ Denn die US-Notenbank hat sich wegen des Kursverfalls an den Börsen nicht davon abhalten lassen, die Zinsen anzuheben. „Ganz im Gegenteil.“
Neben der Gewöhnung an den Krisenmodus gebe die Saisonalität einen Hoffnungsschimmer, sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. Eine kräftige Erholung ist daher nicht auszuschließen. Mit einem durchschnittlichen Plus von 6,6 Prozent ist das vierte Quartal statistisch gesehen das stärkste an der deutschen Börse. In der alten Woche legte der DAX um mehr als zwei Prozent zu, schloss am Freitag aber im Minus: Der deutsche Börsenleitindex verlor fast 200 Punkte oder 1,6 Prozent auf 12.273 Punkte. Der DAX notiert aktuell 12.215 Plätze tiefer.
Der Start in die neue Woche verläuft konjunktur- und geschäftsseitig relativ ruhig: Anleger sollten den Sentix-Konjunkturindex für Deutschland im Auge behalten, der morgen früh veröffentlicht wird. Außerdem wird um 12:00 Uhr der Gewinner des Wirtschaftsnobelpreises bekannt gegeben. Auf der Geschäftsseite stellt OMV ein Trading-Update bereit.