(Bloomberg) — UniCredit SpA, JPMorgan Chase & Co. und die Commerzbank AG gehörten zu den Banken, die verdächtige Transaktionen mit dem insolventen Zahlungsunternehmen Wirecard AG anzeigten, aber vor dem Untergang des Unternehmens im vergangenen Jahr von der Staatsanwaltschaft wenig beachtet wurden, wie aus einer deutschen Bundestagsuntersuchung hervorgeht.
Der italienische Kreditgeber UniCredit warnte die deutschen Geldwäschebehörden Anfang 2019 vor einer dubiosen Transaktion mit dem ehemaligen Wirecard-Direktor Jan Marsalek. Die dortigen Beamten leiteten die Informationen an die zuständigen Staatsanwaltschaften in München weiter, wurden aber schnell darüber informiert, dass der Fall nicht weiterverfolgt werde, sagte der Leiter der Finanzdienstleistungsabteilung Christof Schulte am Dienstag dem Gesetzgeber.
Die parlamentarische Untersuchung, zu der rund 100 Zeugen gehört haben, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, will herausfinden, wie der beispiellose Betrug eines im Leitindex DAX gelisteten Unternehmens jahrelang unentdeckt bleiben konnte und warum die Behörden nicht eingegriffen haben. Wirecard brach im Jahr 2020 zusammen, nachdem Führungskräfte zugegeben hatten, dass 1,9 Milliarden US-Dollar (2,3 Milliarden US-Dollar) als Vermögenswerte gemeldet wurden, die wahrscheinlich nie existierten.
Die Commerzbank AG informierte die FIU auch 2019 über verdächtige Transaktionen, bei denen Drittunternehmen zu überhöhten Werten erworben wurden, hieß es im Ermittlungsverfahren. Diese wurden jedoch vor dem Zusammenbruch von Wirecard nicht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, da sie als Zuständigkeit von Beamten in den Ländern galten, in denen die Transaktionen stattfanden, sagte Schulte.
Im Mai 2019 teilte JPMorgan der FIU verdächtige Transaktionen in Asien mit Beteiligungen von Wirecard mit, die die Geldwäschebehörde an die Münchner Staatsanwaltschaft weitergegeben habe, sagte der sozialdemokratische Gesetzgeber Jens Zimmermann. Die Vorwürfe seien jedoch noch Teil einer laufenden Untersuchung, sagte er.
Oppositionsparteien legten am Montag einen 675-seitigen Abschlussbericht zu ihren Erkenntnissen in der Wirecard-Untersuchung vor und nannten ihn den größten Bilanz- und Finanzskandal in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sie machten eine „Belagerungsmentalität“ bei den Behörden dafür verantwortlich, das Verbrechen nicht aufzudecken.
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