Stand: 31.08.2020 17:00 – Besuch
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Künstliches Plasma heilt chronische Wunden und soll Krebszellen zum Absterben bringen. Obwohl das sogenannte kalte Plasma nur 30 Grad hat, tötet es Viren, Bakterien und Pilze innerhalb von Minuten ab.
Was genau ist Plasma?
Plasma (griechisch: formbar) ist auch als vierter physikalischer Zustand bekannt. Dies lässt sich leicht am Beispiel von Wasser erklären: Wasser ist wie Eis ein fester Körper. Wenn Sie es mit Energie in Form von Wärme versorgen, wird es flüssig und schließlich gasförmig. Wenn einem Gas Energie zugeführt wird, entsteht ein Plasma. In diesem Zustand brechen externe Elektronen von den Gasatomen oder -molekülen ab. In einem Plasma bewegen sich Atome oder Moleküle, Ionen (Atome ohne ein oder mehrere Elektronen) und Elektronen frei und interagieren miteinander.
Ein Plasma ist daher ein ionisiertes Gas, das als elektrisch leitendes Medium besondere Eigenschaften aufweist. Plasmamaterie kommt in Sonne und Sternen vor. Aber auch der Sonnenwind, der von der Sonne kommt, und die geladenen Teilchen, die im Erdmagnetfeld eingeschlossen sind, bilden Plasmen.
Die in der Medizin verwendeten Niedertemperaturplasmen sind nur teilweise ionisierte Gase, deren freie Elektronen äußerst reaktiv sind.
Plasmastift gegen aggressive Keime
Bei offenen Beinen oder infizierten chronischen Wunden, bei denen keine andere Therapie wirksam ist, zerstört das kalte Plasma die aggressiven Keime und stimuliert gleichzeitig das Zellwachstum und damit die Heilung. Es sorgt auch für eine bessere Sauerstoffversorgung der Haut und der Zellen. Nebenwirkungen sind in früheren Studien nicht aufgetreten.
Der Plasmastift ist nicht größer als ein Füllfederhalter. Obwohl es als Medizinprodukt zugelassen ist, erstatten die Krankenkassen die Kosten der Behandlung nicht. Die Betroffenen zahlen die Kosten ab zehn Euro pro Sitzung, abhängig von der Wundgröße und der Dauer der Einzelbehandlung.
Plasma wird auch in der Zahnmedizin eingesetzt
Die Wissenschaftler entwickeln die Geräte derzeit weiter, testen verschiedene Gasverbindungen und arbeiten an neuen Arten von Wundauflagen, die zur Behandlung an Elektrizität angeschlossen werden können, sowie an einem Plasmaendoskop, mit dem Ärzte in Körperhöhlen arbeiten können. In der Zahnmedizin wird Plasma bereits verwendet, um Keime abzutöten und Gingivitis zu bekämpfen, bevor Implantate eingesetzt werden.
Plasma gegen Krebs: Studien fehlen noch
Durch Zufall entdeckten die Ärzte bei der Wundbehandlung, dass die Plasmatherapie nicht nur Bakterien, sondern auch Krebszellen entfernt. Gewebeproben außerhalb des Körpers zeigten, dass das Plasma Krebszellen nicht sofort zerstört. Aber es dreht tatsächlich einen Schalter in den Krebszellen, der sie schließlich sterben lässt. Aber hier stehen die Forscher noch am Anfang.