Der Rechtsanwalt Lina Khan gehört dem neuen Leitungsgremium der US-amerikanischen Kartellbehörde FTC an und gilt als ausgewiesener Experte im Kartellrecht. Der weltweit größte Online-Händler Amazonas fordert nun, dass Khan seine Wettbewerbsposition nicht untersucht, weil diese voreingenommen ist. Amazon hat dies am Mittwoch offiziell bei der FTC beantragt.
Die FTC ist in der USA für den Verbraucherschutz zuständig und führt auch wettbewerbsrechtliche Untersuchungen durch. 32-jähriger Khan machte vor einigen Jahren mit einem Paper über Amazon auf sich aufmerksam und argumentierte, dass die in den USA üblichen Ansätze zur Einschätzung der Wettbewerbssituation von Internetunternehmen versagen.
Die entscheidende Frage in solchen Verfahren ist oft, ob Verbraucher durch höhere Preise benachteiligt werden. Khan kritisierte jedoch, dass dies nicht ausreiche. Denn ein Unternehmen wie Amazon könne erhebliche Kontrolle über verschiedene Wirtschaftssektoren erlangen, während die Kunden oberflächlich von niedrigen Preisen profitieren, argumentierte sie.
Warnschuss im Silicon Valley
Khans jüngste Ernennung zum FTC-ChefTC wurde als Signal gewertet, dass die Regierung des US-Präsidenten Joe Biden ist besorgt über die Marktmacht großer Tech-Unternehmen und will ihr entgegenwirken. Im Fall von Amazon ist die geplante Übernahme des Hollywood-Studios MGM wird geprüft.
„Auch große Unternehmen haben ein Recht auf eine unparteiische Untersuchung“, sagte Amazon in einer Erklärung. Aus früheren Aussagen und Texten von Khan ging jedoch hervor, dass sie sich bereits eine Meinung über das Unternehmen gebildet hatte. Amazon wies im Antrag unter anderem darauf hin, dass Khan angesichts ihrer Analyse eine Auflösung des Unternehmens für gerechtfertigt hielt. Während der Anhörung um ihre Nominierung für den US-Senat hatte Khan versichert, dass sie keine Interessenkonflikte habe und den Tatsachen aufgeschlossen folgen werde.