Maßnahmen gegen Handyhälse
„Regelmäßige Atlas-Übungen sind sehr effektiv“
22.01.2023, 14:46 Uhr
Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus – es gibt zahlreiche Beschwerden, die alle möglichen Ursachen haben können. Aber einer, der manchmal übersehen wird, ist der Atlas, der oberste Wirbel der Wirbelsäule. Er leidet vor allem unter einer schlechten Einstellung, die Menschen ständig einnehmen, wenn sie den Computer oder das Handy benutzen. Heike Höfler leitet seit vielen Jahren Kurse für die Hals- und Halswirbelsäule und vermittelt einfache Techniken, die auch starke Beschwerden lindern können.
ntv.de: Viele Menschen haben vielleicht noch nichts vom Atlaswirbel gehört.
Heike Höfler: Das ändert sich aber. In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Run auf Atlastherapeuten, die den Atlas in Ordnung bringen wollen. Dazu gehören zum Beispiel Osteopathen. Vor meinem aktuellen Atlas-Buch hatte ich andere Bücher über Hals- und Halswirbelsäulen- und Kieferprobleme geschrieben und unterrichtet. Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen Probleme im Nacken, im Atlasbereich haben.
Nackenbeschwerden sind das Leiden von Computerarbeitern, welche Rolle spielt dabei der Atlaswirbel?
Als oberster Wirbel der Wirbelsäule hat er eine Sonderstellung und ist zudem besonders empfindlich gegenüber Störungen. Das liegt nicht nur an der Schreibtischmonitorarbeit, sondern vor allem an den Handys. Viele nutzen sie nicht nur beruflich, sondern nutzen ihr Smartphone oder Tablet auch in der Freizeit. Wenn Sie Ihren Kopf nach vorne beugen, ziehen ihn viele auch zurück. Der Kopf wiegt etwa sechs Kilogramm. Beugt man ihn aber um 15 Grad, dann arbeiten schon 12 Kilogramm an der Halswirbelsäule, bei 60 Grad sind es sogar 27 Kilogramm. Der Atlas ist kompromittiert. Der Erfinder der Alexander-Technik, Frederick Matthias Alexander, sagte, dass alles mit dem Kopf beginnt.
Was verursacht diese falsche Ladung?
Der Wirbel ist in die falsche Position gebracht, was kein Problem sein sollte, wenn es nur für einen Moment ist. Aber wenn das mehrere Stunden am Tag sind, wird es problematisch. Selbst wenn ich aufrecht sitze, dreht sich mein Kopf immer in die Richtung, in die du schaust. Die wenigsten Menschen sitzen aufrecht und nehmen eine leicht gerundete Körperhaltung mit nach vorne gerichteten Schultern ein. Dies bedeutet, dass Sie Ihren Kopf im Nacken etwas beugen müssen, wodurch der Atlas in die falsche Position gebracht wird. Es sitzt nicht mehr senkrecht zur Halswirbelsäule. Allerdings ist die Wirbelsäule so konstruiert, dass wir uns aufrecht halten, sodass Wirbel um Wirbel aufeinander liegen. Sie nennen es axial. Weicht man ständig davon ab, ziehen sich die Muskeln anders zusammen. Einige, wie die vorderen Nackenmuskeln, werden schwächer, während andere angespannt und schmerzhaft werden. Diese verläuft vom Atlas bis zur Lendenwirbelsäule und noch tiefer.
Welche Probleme entstehen dadurch?
Im oberen Halsbereich befinden sich viele Nerven, man spricht sogar von einem Nervenrezeptorfeld. Es befindet sich alles in der Nähe des Innenohrs und natürlich des Gehirns. Kopfschmerzen und Tinnitus können auftreten, aber auch Gleichgewichtsstörungen oder Konzentrationsprobleme. Auch Augenprobleme oder Kieferschmerzen können durch den verlegten Atlas entstehen. Dabei ist immer zu beachten, dass es sich dabei um Muskelverspannungen handelt.
Sollen bei diesen Beschwerden auch die Atlaswirbel mit einbezogen werden?
Bei vielen Beschwerden denkt man zunächst an eine andere Ursache und geht zum Beispiel zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Es kann aber auch an einer falschen Einstellung liegen, das muss man erst herausfinden. Wenn man sich der Einstellung bewusst wird, kann man auch vieles zum Besseren verändern. Muskeln lassen sich durch Übungen gut beeinflussen.
Was müssen Sie dafür tun?
Musst du besonders darauf achten, wie ich stehe oder sitze? Wie halte ich meinen Kopf Liegt er schwer auf der Wirbelsäule oder schwebt er fast aufrecht. In den Kursen verwende ich immer das Bild, dass man sich vorstellen muss, dass ein Faden am Scheitel den Kopf hochziehen würde. Denn dann ist Platz in diesen kleinen Gelenken, die zwischen Halswirbelsäule und Schädel liegen. Das ist gut für Menschen mit diesen Schmerzbereichen. Oder man stellt sich mit den Fersen vor eine Wand und überquert die Wand. Dann das Kinn nach hinten schieben, sodass auch der Hinterkopf die Wand berührt und den Hinterkopf wie ein Teleskoprohr nach oben schieben. Drücken Sie Ihre Schultern nach unten, anstatt sie nach vorne fallen zu lassen.
Was machen die Anwesenden Ihre Kurse Teilnehmen?
Das erste, was Sie lernen, ist diese aufrechte Position des Kopfes über der Wirbelsäule. Dies kann auch am Monitor erfolgen. Bei Smartphones gilt die Regel: „Lieber das Handy oben halten als den Kopf unten“. Im täglichen Leben ist die schlechte Haltung, das Kinn zu weit nach vorne oder oben zu halten, üblich. Auch in Rückenlage. Dazu kommen Lockerungs- und Mobilisationsübungen für die oft starren und durch Muskelverspannungen blockierten Atlaswirbel. Stellen Sie sich zum Beispiel einen Pinsel auf Ihrer Nasenspitze vor und malen Sie damit eine flach liegende Acht. Viele hören es schon im Nacken knacken. Dann machen wir Dehnübungen für die verspannte und manchmal steife Muskulatur und Kräftigungsübungen. Es ist auch wichtig zu lernen, den Bereich zu entspannen. Denn nur entspannte Muskeln können sich frei bewegen. Sie können dazu Ihren Atem verwenden, indem Sie Ihren Kopf nach oben strecken, einatmen und versuchen, Ihren Kopf beim Ausatmen in dieser Dehnung zu halten. Oder du ziehst dein Kinn mit aufgerichteter Wirbelsäule an dein Brustbein und lässt deinen Atem ganz natürlich in den gestreckten Nackenbereich strömen.
Gibt es eine Übung, die Sie immer wieder machen können?
Zum Glück braucht man für Atlasübungen nicht viel Platz. Ich weiß, ich wiederhole mich: aber achten Sie auf die Position Ihres Kopfes. Oder die Übung mit der Nasenspitze, die ich schon beschrieben habe. Du kannst auch dein Kinn einziehen und dann ein kleines Nicken machen. Das sind Übungen, die du überall machen kannst, auch im Sitzen, und die dir zwischendurch gut tun. Massieren Sie Ihren Nacken mit den Handkanten direkt am Haaransatz, beginnen Sie am Haaransatz und bewegen Sie sich langsam den Nacken hinunter. Reiben Sie den Bereich zwischen den Ohren mit der Seite Ihres kleinen Fingers oft hilft. Das entspannt und lockert die verspannte Muskulatur. Wenn Sie möchten, können Sie nach dem Entspannen der Muskeln diese Muskeln noch dehnen und den Atlas mobilisieren, indem Sie sich auf einen Stuhl setzen, sich nach vorne lehnen und Ihre Ellbogen auf Ihre Knie stützen. Ziehen Sie dann Ihr Kinn an Ihr Brustbein und bewegen Sie sich eine Weile nicht. Diese Übungen sind Hilfe zur Selbsthilfe und sehr effektiv, wenn du sie regelmäßig machst.
Solveig Bach sprach mit Heike Höfler