München – Selbst erfahrene Polizisten erleben selten, dass …
Am Freitag (9. Oktober) befanden sich vier Passagiere am Flughafen vor der Bundespolizei. Die Iraker – Vater (49), Mutter (44) und zwei Kinder (12 und 7) – reisten nicht mit dem Verkehrsflugzeug, sondern in einem Geschäftsflugzeug.
Einer nach dem anderen: Am Freitagnachmittag überprüfte ein Bundespolizist die Passagiere eines Geschäftsflugzeugs, das aus Istanbul am „General Aviation Terminal“ ankam. Die irakische Familie, laut Ankündigung Diplomaten, war Berichten zufolge auf dem Weg vom Bosporus zur karibischen Insel Dominica.
Nur eine Nacht mit anschließendem Flugzeugwechsel ist in München geplant, teilte der Abfertigungsbeauftragte den Beamten mit. Bei der Überprüfung der Reisenden stellte er jedoch fest, dass die angehenden Diplomaten weder Französisch noch Englisch sprechen konnten.
Die Prüfung der diplomatischen Akkreditierungskarten des karibischen Bundesstaates St. Kitts und Nevis sollte dann Gewissheit bringen: Sie waren gefälscht. Der zwölfjährige Sohn konnte dem Grenzpolizisten erklären, dass die Familie auf der Flucht war.
Während der anschließenden Befragung sagten die Eltern, sie würden vor dem Vater der Frau fliehen. Dies ist streng religiös und erfordert, dass die 44-jährige und die siebenjährige Tochter nach islamischem Recht beschnitten werden. Nachdem die Familie dieser Bitte nicht nachgekommen war, drohte der Schwiegervater ihm und seiner Frau, sagte der 49-Jährige.
Infolgedessen verkaufte er sein Haus, seinen Garten und sein Restaurant im Nordirak und floh vor sechs Tagen mit seiner Familie in die Türkei. Dort wurden sie dann von einem syrischen Schmuggler gegen eine Gebühr von rund 60.000 Euro zu einem Flughafen in Istanbul gebracht. Dann ging der Businessjet nach München, wo er um Schutz bitten wollte.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist für die Prüfung und Bearbeitung dieses Schutzantrags zuständig. Deshalb schickte die Bundespolizei nach Abschluss der Polizeimaßnahmen vor Ort Iraker in ein ANCHOR-Zentrum in Bayern. Die Ermittlungen gegen die Schmuggler dauern an.