Aktualisiert am 13.10.22 22:20
- Zapfhahn auf, Zapfhahn zu bei „Rosins Restaurants“ (Kabel Eins): Das ist seit 36 Jahren der düstere Alltag im „Gasthof Schütz“ im hessischen Langgöns.
- Eine Rettungsmission, die Frank Rosin an seine Grenzen bringt.
- Der Sternekoch beißt bei Wirt Hartmut auf die Zähne.
Spinnweben an der Decke, Staub und Brandlöcher in den Polstern, Hundehaare auf dem Teppich und das ungesunde Gelb des Zigarettenrauchs an der Wand: Der „Gasthof Schütz“ in Langgöns, wenige Kilometer von Gießen entfernt, hat schon bessere Tage gesehen.
Das Unternehmen ist seit über 200 Jahren in Familienbesitz. Leider wird der jetzige Wirt Hartmut, der sich im kleinen Gastraum hinter der Theke verbarrikadiert, bald mit einfachen Hausarbeiten überhäuft. Tap open, Tap closed: So sieht er seine Arbeit. Und das ist der Kern des Problems. Die Rettung müsste über Hartmuts Frau Verena gehen. Soweit der Plan selbst
„Rosins Restaurants“ (Kabel Eins): wenige Gastronomen mit „Latin am Ende“
In der am Donnerstag ausgestrahlten Folge von „Rosins Restaurants“ (Kabel Eins) ahnt er bereits, dass er eine große Aufgabe vor sich hat. Flo, der sympathische Österreicher, der als Restaurator schon kleine und große Wunder vollbracht hat, ist zunächst völlig fassungslos. Es ist eine Menge zu tun.
Nur wenige Gäste kommen in Hartmut und Verenas Wirtshaus und Restaurant, wo man deftige Hausmannskost wie Bratwurst oder einen Strammen Max erwartet. Und es serviert Pizzen und Burger. Auch die Kassiererin gähnt. An schlechten Tagen liegen die Umsätze im niedrigen zweistelligen Bereich, an sehr schlechten Tagen sogar darunter.
„Das geht auf Dauer nicht“, stöhnt Verena – auch weil sie die ganze Last auf sich nimmt. „Ich bin fertig.“ Sie verbringt oft Stunden in der kleinen Küche und kümmert sich um die Planung, den Einkauf und die Finanzen. Morgens schuftet sie als Sekretärin – um das Überleben der beiden zu sichern.
Die Arbeitsteilung funktioniert überhaupt nicht
Besonders freut sie sich, dass Frank Rosin helfen will („Ich bin von einer ganzen Bergkette gefallen“). Der Star-Restaurator hingegen weiß, dass Verena eigentlich Teil der Lösung ist, nicht des Problems. Und doch trägt Verena – auf ihre Art – dazu bei, dass sich eigentlich wenig ändert. Sie ist eindeutig viel zu nachsichtig mit ihrem Temperament. Er beherrscht nur eine Disziplin: Arbeit vermeiden!
„Hier im Speisesaal bin ich der Chef“, sagt der Mann mit dem struppigen Bart stolz. Was in der Küche vor sich geht, geht ihn nichts an. Er sagt! So kann es natürlich nicht bleiben. „Ihr seid ein katastrophales Team“, schimpft Rosin. Die Arbeitsteilung funktioniert überhaupt nicht – und die ungleichmäßige Belastung macht Verena krank.
„Hartmut ist ein ganz besonderer Mensch“
Also startet Rosin mit den üblichen Maschinen der Serie: Sein Ausrüstungsexperte kümmert sich um die sorgfältige Überholung des Gästezimmers. Testesser kommen – und wirken zunächst sehr enttäuscht. Auf das Essen muss man ewig warten. Und dann ist es nur Pizza-Pasta-Pommes-Monotonie. Also: Kochkurse!
Mit Verena geht es erstmal in ein angemietetes Kochstudio – weg von Hartmuts Chaos. Auf dem Lehrplan stehen authentische, herzhafte Gerichte für die neue Speisekarte, etwa Aufschnitt. Lecker – besonders wenn die Zutaten frisch sind.
Und zurück im „Gasthof Schütz“ muss auch der Ehepartner ausgebildet werden – als Küchenhilfe. „Hartmut ist ein ganz besonderer Mensch“, sagt Frank Rosin. „Jetzt muss er mir zeigen, dass er sich wirklich ändern kann.“ Blöd nur, dass der bisherige Bierzapfexperte extrem tollpatschig ist. Oder absichtlich. Oder weil er es wirklich nicht besser konnte. Die Jahreszeiten vergehen, während Hartmut Kartoffeln schält.
„Du hast überhaupt kein Talent“
Immer wieder geht er mit kniffligen Fragen auf die Nerven: „Welches Messer würden Sie empfehlen?“ Frank Rosin kann nur den Kopf schütteln. Und es scheint ihm immer schwerer zu fallen, nicht einfach so in Panik zu geraten.
„Komm, geh weg“, schimpft er Hartmut. Und dann – nach ein paar Tagen, als der Restaurant-Retter sie beide basteln und ein neues Menü für die hübsch renovierte Gaststube zubereiten lässt – gibt es wirklich einen Wutanfall. In zwei Versionen: einmal in einer robusten Ruhrpott-Variante von Frank Rosin. Und dann leise und zerquetscht von Hartmut.
Er ballt die Faust in der Tasche. Aber Tatsache bleibt: Er bockt. Und er ist nicht wirklich nützlich für sein eigenes Geschäft. „Du hast absolut kein Talent für das, was du hier tust“, brüllt Rosin.
Die Wahl des T-Shirts, das Hartmut für den letzten Arbeitstag an der Seite von Frank Rosin wählte, ist eine Prophezeiung für das Scheitern der Mission. „Bevor du fragst, nein“, steht auf seiner Brust. Eine trotzige Ansage – und eine komplette Absage. „Ich habe das Gefühl, dass jemand extrem auf die Bremse tritt“, sagt Rosin. Augenblicke später bricht er frustriert seine Mission ab.
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T-Shirt-Print rundet Frank Rosin ab
„Ihr Mann interessiert sich seit dreißig Jahren nicht mehr für Ihren Job“, erinnert er Verena ein letztes Mal. „Für mich ist das totale Ignoranz.“ Dann versteinert auch sie – und schlägt sich auf die Seite ihres Mannes, der seinen Job eigentlich vermisst.
„Das T-Shirt, das Hartmut trägt, ist natürlich ein Arschtritt“, kann Rosin nur resümieren. Schweren Herzens wendet er sich vom „Gasthof Schütz“ ab. Aber du glaubst fest daran, dass nichts hilft, wenn du nicht auf ihn hören willst.
Man kann Verena nur wünschen, dass sie noch einmal an diese Schockstunde denkt. Als sie endlich Zeit dafür findet.
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