Ein für einen Rückkehrer durchgeführter Koronatest wird auf einem iPhone-Display in der Korona-Warn-App als „negativ“ angezeigt. Foto: Michael Kappeler / dpa
Bild: Michael Kappeler
Berlin (dpa) – Die Bundeskorona-Warn-App gibt in der Bevölkerung weiterhin Anlass zu ernsthaften Bedenken, obwohl Experten sagen, dass sie einen spürbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leistet.
In einer Umfrage im Auftrag des Technologieverbandes gfu gaben 52 Prozent der Befragten an, die App des Robert Koch-Instituts (RKI) nicht installieren zu wollen. Die Umfrage mit 2000 Befragten wurde am Mittwoch im Vorfeld der IFA-Technologiemesse veröffentlicht.
Fast die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass die App keinen persönlichen Mehrwert für sie hat. Ein Drittel (33 Prozent) bezweifelte, dass die Daten ausreichend geschützt waren. Datenschutzaktivisten und Nichtregierungsorganisationen wie der Chaos Computer Club lobten das Datenschutzkonzept der App von Anfang an ausdrücklich. Fast ein Drittel (30 Prozent) befürchtet eine Störung der Selbstbestimmung.
Patrick Schmich, Leiter des RKI-Zentrums für epidemiologische Daten und Erhebungen, sagte auf der IFA-Veranstaltung „gfu Insights & Trends“, dass eine höhere Installationsrate natürlich wünschenswert wäre. Diese im globalen Vergleich sehr hohen Downloads wurden jedoch nur erreicht, weil die Datenmenge auf ein Minimum beschränkt und ein striktes Datenschutzkonzept umgesetzt wurde. Darüber hinaus ist die Corona-Warn-App neben der sozialen Distanz und der Abdeckung von Mund und Nase nur ein Werkzeug zur Bekämpfung von Pandemien.
Mit fast 18 Millionen Downloads in Deutschland ist die RKI-Anwendung eine der erfolgreichsten Anwendungen im Apple- und Google-App-Store. Etwa ein Drittel (35 Prozent) der Befragten hatte die App bereits heruntergeladen oder geplant. 13 Prozent sagten, es sei technisch unmöglich, die App zu installieren. Insgesamt bewerteten die Nutzer die App recht positiv. Fünf Prozent sind damit ziemlich unzufrieden und nur drei Prozent sind völlig unzufrieden.
Schmich wies darauf hin, dass jetzt 120 Labore mit der App verbunden sind, um Testergebnisse zu senden. Bisher sind bereits mehr als 300.000 Testergebnisse in der App verfügbar. Die für die App angebotenen Telefon-Hotlines sind inzwischen gewachsen und haben rund 250.000 Anrufe beantwortet.
Am Dienstagabend haben Apple und Google die technische Basis der App erweitert. Die Technologieunternehmen bieten Regierungen nun die Möglichkeit, eine Corona-Warninfrastruktur auf Smartphones ohne separate App einzurichten. Google integriert die erforderlichen Funktionen direkt in die Play Services des Android-Betriebssystems Apple in Version 13.7 des iOS-Systems seiner iPhones. Benutzer werden gefragt, ob sie an der Nachverfolgung teilnehmen möchten. Die Rückverfolgungsfunktion wird ohne aktive Zustimmung nicht aktiviert. Bestehende Corona-Warn-Apps funktionieren weiterhin.
© dpa-infocom, dpa: 200902-99-403792 / 3