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Nobelpreis 2020: Medizin – Vorarlberger Nachrichten

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Nobelpreis 2020: Medizin – Vorarlberger Nachrichten

Wir bauen ein Polystyrol-Bakterienmodell mit einem Durchmesser von einem Meter. Mit diesem Modell wollen wir das Größenverhältnis von Bakterien und Viren darstellen. Die maßstabsgetreuen Viren sollen so klein sein wie die Stecknadeln der Styroporbakterien. Viren sind so klein, dass es auch heute noch Zeitgenossen gibt, die sich weigern, an sie zu glauben. Aber Wissenschaftler wollen nicht glauben. Sie wollen es wissen. Sie wussten es ab 1931, dem Jahr, in dem das Elektronenmikroskop in Deutschland erfunden wurde.

Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an die Entdecker des Hepatitis-C-Virus, nämlich den amerikanischen Virologen Harvey Alter (* 1935), den britisch-kanadischen Biochemiker Michael Houghton (* 1949) und den amerikanischen Virologen Charles Rice (geb. 1952).

Es gibt zwei Formen von Hepatitis. Erstens eine Krankheit, die durch das Hepatitis-A-Virus verursacht wird und durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel übertragen wird, und zweitens eine Krankheit, die durch Typ B oder C verursacht wird. Diese Form der Hepatitis wird auf die gleiche Weise wie das HI-Virus übertragen. Es ist oft eine chronische Krankheit, die, wenn sie nicht behandelt wird, zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. Epidemiologen schätzen, dass jedes Jahr etwa 400.000 Menschen an den Langzeitfolgen von Hepatitis C sterben. Es gibt Impfstoffe gegen Hepatitis A und B, jedoch nicht gegen Hepatitis C.

Für Hepatitis C stehen jetzt Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dank der Entdeckungen der drei Neo-Preisträger ist Hepatitis C laut Nobelpreiskomitee heilbar. Sie fanden die Ursache für chronische Hepatitisfälle, ermöglichten Blutuntersuchungen und neue Medikamente, die unzählige Leben gerettet haben.

Harvey Alter war der erste, der nach der Untersuchung von Blutspeichern und kranken Patienten glaubte, dass es zusätzlich zu Hepatitis A und B eine virale C-Variante geben muss. Michael Houghton und Charles Rice übernahmen die Theorie, aber die Suche erwies sich als schwierig. Die Forscher sammelten zunächst Fragmente genetischen Materials aus dem Blut infizierter Schimpansen. Um herauszufinden, welches dieser Fragmente zu dem gesuchten Virus gehörte, versuchten sie, Gensequenzen im Blutserum von Hepatitis-Patienten zu identifizieren. Die Suche war letztendlich erfolgreich. Das Hepatitis-C-Virus ist ein sogenanntes RNA-Virus wie CoV-2 oder Influenza. Es hat eine hohe Mutationsrate, die bisher die Entwicklung eines Impfstoffs verhindert hat. Es sind sieben verschiedene Typen mit unterschiedlichen Gensequenzen bekannt, die wiederum unterschiedliche Subtypen aufweisen.

„Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an die Entdecker des Hepatitis-C-Virus.“

Rudolf Öller

[email protected]

Erlaubt. DR. Rudolf Öller ist
Biologe und Lehrer
des Roten Kreuzes.

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