Höhere Produktionskosten, ein negativer Produktmix und negative Währungseffekte ließen die Gewinne im Agrarsektor jedoch um ein Viertel einbrechen. Ergebnisverbesserungen im Pharma- und Healthcare-Geschäft konnten dies nicht kompensieren. Das bereinigte operative Ergebnis sank um 10,6 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro, deutlicher als die 2,79 Milliarden, die Analysten erwartet hatten.
Der Umsatz stieg derweil um 8 Prozent auf 10,85 Milliarden Euro. Negative Wechselkurseffekte dämpften das Wachstum um 4,9 Prozentpunkte und wirkten sich zusätzlich mit 153 Millionen Euro negativ auf das Betriebsergebnis aus – insbesondere im Agrarsektor.
Unterm Strich schreibt Bayer erwartungsgemäß rote Zahlen. Für mögliche weitere Kosten im Zusammenhang mit der Begleichung zukünftiger Ansprüche auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat wurden zusätzlich 3,5 Milliarden Euro zurückgestellt. Es entstand also ein Nettodefizit von 2,38 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie aus fortgeführten Aktivitäten stieg dagegen um 2 Cent auf 1,61 Euro.
Für 2021 erwartet Bayer nun eine vergleichbare Umsatzsteigerung von rund 6 Prozent statt zuvor rund 3 Prozent. Das bereinigte EBITDA soll zwischen 10,6 und 10,9 Milliarden Euro liegen, 100 Millionen Euro höher als bisher. Bereinigt um Sondereffekte soll das Ergebnis je Aktie zwischen 6,40 EUR und 6,60 EUR liegen (bisher: 6,10 EUR bis 6,30 EUR).
Bayer stärkt Pharmageschäft durch Akquisitionen von US-Milliardären
Bayer setzt seinen Pharma-Einkaufsrausch mit einer 2-Milliarden-Dollar-Übernahme fort. Für das US-Biopharmaunternehmen Vividion Therapeutics zahlt das Leverkusener Unternehmen zunächst 1,5 Milliarden Dollar, wie es jetzt mitteilte. Darüber hinaus wurden leistungsbezogene Meilensteinzahlungen von bis zu 500 Millionen US-Dollar vereinbart.
Mit dem Kauf sichert sich Bayer den Zugang zur Wirkstoffforschung, die sich auf bisher nicht behandelbare Proteine konzentriert. Die Vividion-Forscher haben eine Screening-Technologie entwickelt, die die bisherigen Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Molekülen für diese pathogenen Proteine überwinden kann.
Die ersten vielversprechenden Medikamentenkandidaten in der Onkologie und Immunologie sind bereits verfügbar.
Die Transaktion folgt auf die Akquisitionen von Blue Rock Therapeutics im Jahr 2019 und Asklepios Biopharmaceutical im vergangenen Herbst.
So reagieren die Bayer-Aktien
Die Bayer-Aktie geriet am Donnerstag im DAX unter Druck als Ergebnisdruck durch hohe Kosten. Mit einem Abschlag von 7,60 Prozent auf 46,04 Euro lagen sie am vergangenen Donnerstag am Schlusslicht des moderat positiven Leitindex DAX. Sie fallen damit auf den niedrigsten Stand seit Weihnachten, wobei auf den ersten Blick durchaus positive Reaktionen auf das Gesamtbild der präsentierten Zahlen zu verzeichnen waren. Auch beim diesjährigen Umsatz zeigte sich Bayer zuversichtlicher.
Die Anleger stellten jedoch einen Rückgang der Rentabilität fest, da das Betriebsergebnis voraussichtlich etwa 26 Prozent des Umsatzes ausmachen wird, ein Prozentpunkt weniger als zuvor berechnet. Analyst Ulrich Huwald von Warburg betonte das gute Wachstum des Leverkusener Unternehmens, doch die Ergebnisentwicklung wurde durch viele Faktoren gebremst. Dazu gehörten der herrschende Währungsdruck und hohe Kosten.
Analyst Keyur Parekh von Goldman Sachs bewertete die Quartalszahlen des Chemie- und Pharmakonzerns in einer ersten Reaktion als stark. Sein Kollege Richard Vosser von JPMorgan hingegen sprach beim Betriebsgewinn (Ebitda) von einem „gemischten Bild“, das vor allem die Aufmerksamkeit von Aktienhändlern auf sich gezogen habe. Bayer hat hier im zweiten Quartal die Erwartungen nicht erfüllt und der entsprechende Ausblick impliziert gewisse Abstriche bei den Markteinschätzungen.
Auch aus technischer Sicht verschwimmt das Bild. Laut den Charttechnikern der UBS befindet sich die Aktie seit Jahren in einem rückläufigen Trend. Nach einem Höchststand von 57,73 Euro Mitte Mai reichte der Druck aus, um zwischenzeitlich eine Reihe von technischen Chartindikatoren zu unterbieten. Dies erzeugte mehrere schwache Signale gleichzeitig. Bei einem Rückgang unter 50 EUR erwarteten sie, dass der rückläufige Trend am Morgen wieder in die Unterstützungszone um 45 EUR steigen würde.
Die Bayer-Aktie schreibt im bisherigen Jahresverlauf mit 2,7 Prozent wieder rote Zahlen. Nach der milliardenschweren Übernahme des Saatgutunternehmens Monsanto kämpft das Unternehmen weiterhin gegen eine Flut von Klagen im Zusammenhang mit dem Herbizid Glyphosat und seinen angeblichen krebserregenden Wirkungen. Unter dem Strich entstand im zweiten Quartal ein Verlust von mehr als 2,3 Milliarden Euro aufgrund neuer Rückstellungen für mögliche Kosten im US-Rechtsstreit.
Seit der Niederlage im ersten Glyphosat-Verfahren im Sommer 2018 hat sich der Aktienkurs halbiert.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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