Ausgleich hilft
Damit das Portfolio im Gleichgewicht bleibt
24.09.2022, 20:06 Uhr
Jedes Wertpapierdepot verliert durch Kursbewegungen irgendwann seine gewünschte Struktur. Rebalancing hilft Anlegern beim Risikomanagement.
Viele Kleinanleger, die sich auf das Börsenparkett wagen, möchten sich möglichst wenig Gedanken um ihre Geldanlage machen. Buy-and-hold heißt die Strategie, die sie mehr oder weniger bewusst wählen: Aktien kaufen und halten. Die Grundidee ist sehr gut für eine langfristige Investition. „Aber im Laufe der Zeit weicht ein Portfolio aufgrund verschiedener Kursentwicklungen von seiner ursprünglichen Struktur ab“, erklärt Franz-Josef Leven, stellvertretender Direktor des Deutschen Aktieninstituts. „Anleger sollten daher regelmäßig prüfen, ob die Sparte noch passt oder ob sie vielleicht wechseln wollen.“
Wer ist Geld? Langfristig investiert sollte es in verschiedene Anlageklassen gehenum das Verlustrisiko zu streuen – zum Beispiel bei Aktien, Anleihen oder Edelmetallen. Im Fachjargon nennt man das Diversifikation. Das Risiko der Anlagestrategie ergibt sich aus der Zusammensetzung des Portfolios. Je höher die Gewichtung der Aktien im Portfolio, desto riskanter die Strategie. Anleger sollten sich daher genau überlegen, wie sie ihre Geldanlage organisieren wollen.
„Normalerweise möchte man dieses Format über die Jahre beibehalten“, sagt Dirk Rathjen, Leiter des Institute for Wealth Creation. Die Investition ist also eher ein Prozess. Denn ist das Geld einmal angelegt, kann sich die Gewichtung einzelner Anlagen verschieben, wenn sich die Kurse anders entwickeln.
Für den Umtausch gibt es mehrere Möglichkeiten
Beispielsweise hat sich eine Anlegerin entschieden, 70 Prozent ihres Geldes in Aktien und 30 Prozent in Anleihen anzulegen. Ihre Aktien entwickeln sich jedoch schnell so gut, dass das Gewicht nach einiger Zeit bei 85 bis 15 Prozent liegt. Der Anleger hat damit deutliche Kursgewinne erzielt, gleichzeitig ist aber das Risiko in seinem Portfolio gestiegen. Gerade wer auf Einzeltitel setzt, kann langfristig ein Klumpenrisiko in sein Portfolio einbringen. Um wieder auf die gewünschte Gewichtung zu kommen, könnte der Anleger jetzt wechseln. Dieser Vorgang wird Rebalancing genannt.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das richtige Gleichgewicht wiederherzustellen, sagt Edda Vogt, Aktien- und Anlageexpertin bei der Deutschen Börse. Option eins: „Sparer können Aktien der ertragsstarken Anlageklasse verkaufen und das Geld in die anderen Bestandteile des Portfolios stecken“, sagt Vogt. „Das hat allerdings den Nachteil, dass man dem Return den Schwung nimmt.“ Andererseits sichern sich Anleger auch einen Teil der erwirtschafteten Gewinne.
Wenn Anleger noch Geld auf der hohen Seite haben, sollten sie lieber frisches Kapital verwenden, um die untergewichtete Position im Portfolio wieder aufzufüllen, rät Vogt – das ist Option zwei. Und die dritte Möglichkeit: „Wer regelmäßig in den Sparplan investiert, kann seine Sparzinsen noch eine Weile verschieben, bis die Ausschüttung wieder stimmt.“
Zu häufiges Wechseln kostet unnötige Renditen
Aber niemand wird gezwungen zu wechseln. Stattdessen sollten sich Anleger immer fragen, ob die ursprüngliche Portfoliostruktur noch für Sie oder Ihre Anlageziele geeignet ist, sagt Leven. „Das kann sich jeden Moment ändern.“ Wenn Sie beispielsweise plötzlich etwas erben, können Sie mit diesem Geld im Rücken mehr Risiko eingehen, um zu investieren. „Auch die wirtschaftliche Gesamtsituation kann bei der Entscheidung eine Rolle spielen“, sagt Leven. Kommt es zu einem Aufschwung oder Abschwung, kann dies die Risikobereitschaft beeinträchtigen.
Börsenexperte Vogt empfiehlt ein sehr pragmatisches Vorgehen. „Anleger sollten ihre Portfolios einmal im Jahr überprüfen, ob die Gewichtung noch stimmt.“ Wenn Sie möchten, können Sie Ihr Portfolio auch bei schwerwiegenden Ereignissen überprüfen, z. B. wenn die Börse einbricht oder in den Himmel stürmt.
Anleger, die Hilfe bei der Entscheidungsfindung benötigen, können auch Handlungshindernisse errichten. Zum Beispiel, wenn die Gewichtung um fünf oder zehn Prozent von der gewünschten Verteilung abweicht. Das hat auch den Vorteil, dass sie die Zuordnung nicht zu oft anpassen. Denn die Transaktionen sind in der Regel mit Gebühren verbunden. „Zu oft umzuziehen kostet unnötig viel Geld“, sagt Vogt. Anleger sollten daher beim Rebalancing vorsichtig sein.