Status: 15. Dezember 2020, 17:04 Uhr
Schwindel, unsicheres Gehen, Fallen – dahinter können viele Ursachen stehen. Die Rolle von Blutsalzen – insbesondere von Natrium – wird jedoch häufig unterschätzt.
Natriummangel im Blut ist die häufigste Elektrolytstörung in der Notaufnahme. Es betrifft bis zu 30 Prozent aller Krankenhauspatienten und etwa jeden zwanzigsten älteren Allgemeinmediziner. Und doch wird eine sogenannte Hyponatriämie oft nicht erkannt. Es besteht die Gefahr eines ernsthaften Verlaufs oder sogar einer Fehldiagnose von Demenz. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Symptome wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, die später mit einem instabilen, instabilen Gang, Gedächtnisstörungen und Verwirrung einhergehen, als Anzeichen für den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit interpretiert werden. Weil die Beschwerden so unspezifisch sind, werden sie oft ins hohe Alter zurückgedrängt, oft nicht richtig erkannt und daher zu spät behandelt. Dies kann zu Stürzen und Brüchen führen – was hätte vermieden werden müssen.
Wie entsteht ein Natriummangel?
Natrium gehört zu den Blutsalzen und ist für den Elektrolythaushalt verantwortlich. Es spielt eine Schlüsselrolle beim Aufbau der elektrischen Spannung in den Zellen und ist für die Übertragung von Nervenimpulsen, Herzrhythmus und Muskelfunktion unverzichtbar. Wenn der Natriumspiegel zu niedrig ist, werden alle diese lebenswichtigen Funktionen gestört. Der Begriff Natrium- oder Salzmangel für einen niedrigen Natriumspiegel im Blut ist übrigens irreführend, da Natriummangel in Deutschland sehr selten ist – und daher weder eine salzreiche Ernährung noch Salztabletten helfen. Tatsächlich ist das Problem mit Hyponatriämie nicht zu wenig Salz oder Natrium, sondern zu viel Wasser. Dieser gefährliche Wasserüberschuss wird auch als Wasservergiftung bezeichnet.
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Der Wasserhaushalt wird durch Hormone reguliert
Das sogenannte Antidiuretikum (ADH) reguliert den Wassergehalt im Blut. Es kann sogar extreme Schwankungen des Wasserhaushalts ausgleichen und die Salzkonzentration im Blut so konstant wie möglich halten, indem es die Wasserausscheidung durch die Nieren reguliert. Wenn die ADH-Freisetzung gestört ist, wird normalerweise zu viel Hormon freigesetzt. Das Ergebnis ist zu wenig Natrium im Blut – und zu viel Wasser im Körper. Diese Krankheit wird als SIADH-Syndrom mit unzureichender ADH-Sekretion bezeichnet. Es gibt aber auch andere mögliche Ursachen: Insbesondere Drainagetabletten und andere Medikamente wie Antidepressiva spielen eine Rolle, aber auch Herz- und Nierenschwäche, Leberzirrhose und verschiedene Tumoren beeinflussen den Natriumgehalt. Manchmal lauert ein Tumor in den Bronchien, der die ADH-Regulation stört, hinter niedrigen Natriumspiegeln. Daher sollte immer ein niedriger Natriumgehalt geklärt werden.
Eine Blutuntersuchung wird feststellen, ob Ihnen Natrium fehlt
Eine Blutuntersuchung kann feststellen, ob ein Patient einen relativen Natriummangel hat. Wenn zu wenig Natrium im Blut ist, versucht das Gehirn, diesen Mangel auszugleichen. Die Gehirnzellen beginnen, Wasser aus dem Blut zu saugen, um den Natriumspiegel zu erhöhen. Die Gehirnzellen schwellen an und der Hirndruck steigt an. Die Folgen können ein schneller Verlust der geistigen Fähigkeiten, Schwindel und Unsicherheit beim Gehen sein. Ältere Menschen sind besonders gefährdet – insbesondere ältere dünne Frauen. Menschen über 70 reagieren empfindlicher auf Natriumschwankungen als junge Menschen. Selbst ein leichter Natriummangel wirkt auf sie als zu viel Alkohol – als ob die Patienten beschwipst wären. Dies erhöht die Sturzwahrscheinlichkeit.
Medikamente sind oft die Ursache
Natrium kann durch Infektionen verloren gehen: Bei Fieber, Erbrechen und Durchfall verliert der Körper Wasser und Salz. Die häufigsten Ursachen für Natriummangel sind jedoch Medikamente wie Wassertabletten, blutdrucksenkende Medikamente, Antidepressiva, Antiepileptika sowie einige Schmerzmittel und rheumatische Medikamente (NSAIDs). Oft kommt es zu einer Verbesserung, wenn die Dosis reduziert oder eine andere Zubereitung gegeben wird. Wenn der Natriummangel behoben wird, geht es dem Patienten oft schnell besser – der geistige Verlust, die Konzentrationsschwäche und andere Symptome nehmen ab. Zusätzlich kann die Ausscheidung von natriumfreiem Wasser durch Infusion mit Flüssigkeit und Salzen oder Harnstoffpulver erhöht werden.
Lassen Sie den Natriumspiegel regelmäßig ab 70 überprüfen
Tafelsalztabletten helfen nicht gegen Natriummangel, da sie den relativen Natriumgehalt nicht korrigieren. Um einen Natriummangel zu vermeiden, sollten ältere Menschen die Menge, die sie trinken, mit ihrem Arzt besprechen, damit das Natrium im Blut nicht zu stark verdünnt wird. Ab dem 70. Lebensjahr werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen: Experten empfehlen, den Natriumspiegel vierteljährlich mittels einer Blutuntersuchung bestimmen zu lassen.
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