Heidelberg [Germany]21. August
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Hebräischen Universität in Jerusalem haben bei Mäusen den Zellursprung von gemischten Leber-Gallengang-Karzinomen, einer seltenen Form von Leberkrebs, entdeckt.
Interleukin 6 ist ein entzündungsfördernder immunologischer Botenstoff, der mit der Krebsentstehung in Verbindung gebracht wurde (IL-6). Die Menge und Größe der Tumore wurde bei Mäusen reduziert, nachdem IL-6 blockiert wurde.
Die Zeitschrift Hepatology veröffentlichte die Ergebnisse der Studie.
Unter dem Begriff „Leberkrebs“ fallen das hepatozelluläre Karzinom, das intrahepatische Gallengangskarzinom und eine Mischform, das so genannte kombinierte Leber-/Gallengangskarzinom (cHCC/CCA). Die cHCC/CCA-Zellen weisen Merkmale beider Krebsarten auf. Dieses ungewöhnliche cHCC/CCA gilt als äußerst aggressiv und spricht schrecklich auf aktuelle Therapien an.
Eine Gruppe um Mathias Heikenwalder vom Deutschen Krebsforschungszentrum und Eithan Galun von der Hebräischen Universität in Jerusalem untersuchte die zellulären Grundlagen dieser Tumore, um potenzielle Angriffspunkte für neue Therapien zu finden. Bei den Probanden handelte es sich um gentechnisch veränderte Mäuse, die in jüngerem Alter ein hepatozelluläres Karzinom und eine chronische Leberentzündung sowie eine spätere Entwicklung von cHCC/CCA aufwiesen. Die cHCC/CCA-Tumorzellen in diesen Tieren hatten weitgehend das gleiche molekulare Profil wie die cHCC/CCA-Zellen in Menschen.
Das deutsch-israelische Team entdeckte, dass cHCC/CCA in Vorläufern entarteter Leberzellen entsteht. Das hepatozelluläre Karzinom hingegen ist höchstwahrscheinlich das Ergebnis geschädigter reifer Leberzellen.
Gene, die am proinflammatorischen Interleukin 6 (IL-6)-Signalweg beteiligt sind, sind in cHCC/CCA-Zellen hochaktiv. Alternde Immunzellen sind die Quelle des IL-6, das diesen Signalweg aktiviert. Seneszenz, wie Wissenschaftler den Prozess der Zellalterung nennen, ist durch die Freisetzung einer Vielzahl von entzündungsfördernden Signalmolekülen gekennzeichnet, von denen das wichtigste IL-6 ist.
Spezifische Antikörper, die die Wirkung von IL-6 blockieren, reduzierten die Anzahl und Größe von cHCC/CCA-Tumoren bei den Mäusen. Das Wachstum von cHCC/CCA wurde auch durch eine Substanz verhindert, die seneszente Zellen zum programmierten Zelltod oder zur Apoptose veranlasst, wodurch die Quelle von IL-6 eliminiert wird.
Heute ist die chirurgische Entfernung der Tumore die effektivste Behandlung für cHCC/CCA. Es ist nur wirksam, wenn der Krebs sehr früh erkannt wird.
Laut Mathias Heikenwalder, einem der korrespondierenden Autoren der aktuellen Studie, „können die Blockierung von IL-6 oder Mittel, die seneszente IL-6-produzierende Zellen abtöten, nun als vielversprechende Behandlungsansätze gegen diese Krebsart weiter getestet werden.“
Er fügt hinzu: „Zunehmende Hinweise deuten darauf hin, dass als hepatozelluläres Karzinom identifizierte Tumore teilweise auch cHCC/CCA-Zellen enthalten können.
Am DKFZ untersuchen mehr als 1.300 Forscher, wie Krebs entsteht, bestimmen Risikofaktoren für Krebs und suchen nach neuen Wegen zur Krebsprävention. Neue Techniken werden entwickelt, um Tumore genauer zu identifizieren und Krebspatienten erfolgreich zu behandeln. Der Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ gibt Patienten, interessierten Bürgern und Fachleuten individuelle Antworten auf alle Fragen rund um das Thema Krebs. ANI