Die letzte Pressekonferenz mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff dauert 90 Minuten. Darüber hinaus werden mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Da der Ex-Nationalspieler Nationaltrainer Joachim Löw nicht erschüttern will, gibt es dafür keinen Grund. Die damit verbundene Analyse ist gelinde gesagt erstaunlich.
„Jetzt verlassen wir alle diese 90 Minuten und fühlen uns gut“, sagte DFB-Pressesprecher Jens Grittner am Ende. Ein Satz, der die Farce der letzten anderthalb Stunden enthüllt. Frieden, Freude, Pfannkuchen sollten rund um den DFB und die deutsche Fußballnationalmannschaft herrschen. Es gibt keinen Raum für Kritik, Diskussion oder Bewusstsein für das Problem. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat dies auf der Pressekonferenz nach der Sitzung des DFB-Exekutivkomitees deutlich gemacht. Obwohl er zuerst einen 35-minütigen Monolog hält und angeblich analysiert, was kürzlich passiert ist. Fragen von Journalisten werden erst nach der Rede beantwortet, manchmal erregt und brutal beantwortet.
Es ist eine 35-minütige Präsentation – mit Folien, ja – in der Bierhoff zeigen will, dass alles gut für die deutsche Nationalmannschaft ist. Dass es überhaupt keine Krise gibt, wie es die Öffentlichkeit und die Medien darstellen. Dass Nationaltrainer Joachim Löw sehr gut abschneidet und es keinen Grund gibt, die Belegschaft zu kritisieren. Bierhoffs Fazit: „Es ist ein großartiges Ergebnis, was der Nationaltrainer unter diesen Herausforderungen und Schwierigkeiten erreicht hat.“
Das Publikum hat viel Zeit, den Kopf zu schütteln und sich sehr zu ärgern. Denn: Wenn Bierhoff im Detail zu erklären versucht, welche Änderungen es im Spielsystem und im Spielstil gibt, entwickelt Low das Team auf Wunsch des DFB weiter, dass die Spieler voll hinter Low stehen, dass alle Ziele in diesem Jahr erreicht wurden Seine Analyse scheitert an echten Problemen.
Ziele sind eigentlich natürlich
Bierhoff reduzierte die öffentliche Wut über das DFB-Team auf das 0: 6 gegen Spanien. „Wir sind total unzufrieden und frustriert“, sagt er. Zuvor wurden jedoch alle Wünsche erfüllt: Das Team qualifizierte sich für die Europameisterschaft, das Team bleibt in der besten Gruppe A der Nations League, das Team ist einer der Gruppenleiter für die am Montag folgende WM-Auslosung. Alle Ziele, die für eine deutsche Nationalmannschaft selbstverständlich sein sollten. Oder ist eine EM-Qualifikation gegen Estland, Nordirland, Weißrussland und die Niederlande plötzlich eine besonders schwierige Aufgabe? Ebenso sollte eine Nations League-Gruppe neben Spanien mit der Schweiz und der Ukraine keine unüberwindbare Hürde sein.
Ja, das Spiel in Spanien war bitter, ja, es markiert das unrühmliche Ende des internationalen Wettbewerbsjahres und wirkt sich besonders nachhaltig aus. Aber die Wahrheit ist, dass die vorherigen Spiele keineswegs überzeugend waren und die Fans von ihren Plätzen gerissen hätten. Siege wurden eher leichtfertig vergeben, Tore in der Nachspielzeit gelobt. Natürlich beendete das DFB-Team 2020 mit nur einer Niederlage – Spanien – aber auch mit vier Unentschieden und nur drei Siegen, die nicht einmal klar waren.
Das Problem der Objektivität
Es ist eine Analyse, die zu kurz kommt. Weil Bierhoff glaubt, dass das Pandemiejahr 2020 besonders schwierig sein wird. Eine, in der die Entwicklung natürlich stagniert hätte, aber nichts dagegen unternommen werden konnte. Andere Länder und Mannschaften hätten aufgrund der Ausnahmesituation verloren – was gleichzeitig nicht erklärt, warum das DFB-Team von anderen Ländern überrascht werden kann. Gleichzeitig ignoriert er die Tatsache, dass das Außenbild nicht nur seit 2020, sondern spätestens seit der WM 2018 schade gelitten hat.
Es ist ein Monolog, der zeigt, dass Bierhoff keine Objektivität besitzt. Verständlich nach mehr als 14 Jahren zusammen in der Nationalmannschaft, aber auch gefährlich, das Beste aus dem Geschäft herauszuholen. „Um die Beziehung zu Jogi zu klären: Wir haben eine sehr professionelle und vertrauensvolle Beziehung. Wir wissen, was alle anderen über die anderen haben“, erklärt Bierhoff. Trotzdem gibt es natürlich Klarheit, dass man sich gegenseitig sagen kann, wenn es nicht mehr möglich ist – zumindest behauptet er. Und der „Jogi“ sagte, er sollte informiert werden, wenn jemand sagte, er könne nicht weiter gehen. Bierhoff sagt „Jogi“, nicht „Joachim“ und schon gar nicht „Low“. Bei der Pressekonferenz machte er deutlich, dass kein Blatt Papier dazwischen passen könnte, der DFB-Direktor ist vom Trainer so überzeugt.
Diese vermeintliche Analyse reicht nicht aus, da er noch länger hätte sprechen können. Um die Diskussionen über Low nicht zu beenden. Um sich nicht von Kritik zu befreien. Um es noch etwas plausibler zu machen, dass es sogar eine ernsthafte Debatte über den Trainer gegeben hatte. Stattdessen rollt sich der DFB mit angeblich guter Laune zusammen, in einer idealen Welt ohne Zugang zum ach so gemeinen und undankbaren Publikum. Der Satz „Jetzt gehen wir alle mit einem guten Gefühl in diesen 90 Minuten“ macht dies sehr deutlich.