S.Wie nie zuvor haben Klimaforscher aus sieben Nationen die beschleunigte globale Erwärmung des Menschen als Ursache für ein extremes Wetterereignis identifiziert: Sibirisch Hitzewelle Dieser Frühsommer wäre ohne den Klimawandel nicht „sehr wahrscheinlich“ gewesen. Selbst wenn die seit Jahren in der Arktis messbare Erwärmung Teil eines natürlichen Prozesses wäre, könnten die tropischen Höchsttemperaturen, die im Mai und Juni anhielten, nur einmal alle 130 Jahre auftreten. Der Klimawandel erhöhte die Wahrscheinlichkeit dieser ungewöhnlichen Heizperiode zwischen Januar und Juni sechshundertmal. schreibt die World Weather Attribute Initiative (WWA) in ihrer vor einigen Tagen vorgestellten Analyse.
Joachim Müller-Jung
Redakteur im Bereich Features, verantwortlich für die Abteilung „Natur und Wissenschaft“.
Der Hauptpunkt der anhaltenden heißen Welle war einer von Weltorganisation für Meteorologie WMO Der Rekordwert von 38 Grad Celsius an der Werchojansk-Wetterstation jenseits des Polarkreises wurde noch nicht bestätigt. Das Ergebnis war unter anderem eine überdurchschnittliche Anzahl von Waldbränden. Insgesamt lagen die in der Studie verwendeten Temperaturwerte im großen sibirischen Streifen zwischen 60 und 75 Grad im Norden und 60 bis 180 Grad im Osten fünf Grad über dem langjährigen Durchschnitt der ersten sechs Monate. Das Forschungsteam, zu dem neben der Klimaanalytikerin Friederike Otto, die an der Universität Oxford arbeitete, russische Wissenschaftler und Experten des Deutschen Wetterdienstes gehörten, bewertete auch die Temperaturhistorie der verfügbaren Messstationen mithilfe von Methoden statistisch und gleichzeitig systematisch mit den in Klimamodellen angegebenen Werten verglichen.
Das Ergebnis war, dass ohne eine starke Erwärmung der Atmosphäre durch Treibhausgase wie Kohlendioxid Werte wie im ersten Halbjahr kaum simuliert werden konnten.
Eine Hitze von 2,5 bis sieben Grad ist zu erwarten
Extreme Hitze wie die von 2020 wäre um 1900 um mindestens zwei Grad kühler gewesen. Eine solche extreme Hitze wäre nur alle 80.000 Jahre ohne die Zunahme künstlicher Treibhausgase möglich gewesen. Für die Zukunft deuten die Modelle auf eine weitere überdurchschnittliche Erwärmung in Sibirien und damit auf ein erhöhtes Risiko hin, Permafrostböden zu schmelzen, die das ganze Jahr über in der Arktis gefroren sind – was den Treibhauseffekt irgendwann weiter verstärken dürfte der großtechnischen Methanskalierung. Die Forscher sind sich immer noch nicht sicher, wann dies geschehen wird. Laut WWA-Wissenschaftlern ist jedoch bis 2050 mit einer regionalen Erwärmung von 2,5 bis 7 Grad Celsius zu rechnen.
Die Studie bestätigt erneut, dass sich die Arktis und der hohe Norden derzeit etwa zwei- bis dreimal so stark erwärmen wie der Rest der Welt. Das von Friederike Otto mitbegründete WWA-Konsortium hat in jüngster Zeit 350 Analysen extremer Wetterereignisse durchgeführt, wie etwa die Brände in Australien und die vorherige Hitzewelle in Frankreich als mögliche Folgen von Klimawandel identifiziert.