Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber ampion den weltweit ersten Auftrag für zwei Offshore-Netzanbindungssysteme an Siemens energie. Insgesamt können bis zu vier Gigawatt Ökostrom von verschiedenen Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee an die Küste transportiert werden – genug Strom, um den Bedarf von rund vier Millionen Menschen zu decken. Der Auftrag für das Konsortium umfasst insgesamt mehr als 4 Mrd. €, inklusive Wartung für 10 Jahre. Es ist der bisher größte Offshore-Netzanbindungsauftrag von Siemens Energy.
„Die Windenergiebranche hat in den letzten Jahren immer wieder herausragende technologische Fortschritte gemacht, sei es bei der Leistung von Windkraftanlagen oder der Netzanbindung“, sagte er. Tim Holt, Mitglied des Board of Directors von Siemens Energy. „Dazu fügt sich die Zwei-Gigawatt-Anlage nahtlos ein, macht den Transport von Ökostrom effizienter und standardisiert dort, wo bisher individuelle Auslegungen erforderlich waren. Die Entwicklungen in der Branche haben Zeit gekostet, die vor dem Hintergrund ambitionierter Offshore-Ausbauziele und der drastischen Auswirkungen des Klimawandels nicht länger vergeudet werden sollte“, ergänzte Holt.
Mit dem Offshore-Windenergiegesetz hat die Bundesregierung den Rahmen für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland gesetzt: Die installierte Leistung muss bis 2030 auf mindestens 30 GW und bis 2045 auf mindestens 70 GW steigen mehr als nur neue Windparks. Leistungsstärkere Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungssysteme (HGÜ) müssen gebaut werden, um Strom über große Entfernungen zu transportieren. Die Erhöhung der Übertragungskapazität auf zwei Gigawatt ist ein entscheidender Technologiesprung, da nun mehr Windparks über die neuen Systeme ans Netz gehen können. Die kürzlich abgeschlossenen Projekte von Siemens Energy hatten eine Übertragungskapazität von 900 Megawatt (MW). Siemens Energy verwendete ein Design mit „bipolarer Konfiguration“, um die Zwei-GW-Systeme zu erstellen, was bedeutet, dass sie effektiv mit der doppelten Spannung arbeiten und die doppelte Leistung übertragen können. Die neuen Projekte gehören zu den weltweit ersten Offshore-Netzanbindungen dieser Art.
Der Lieferumfang von Siemens Energy besteht aus zwei Konverterplattformen auf See und zwei dazugehörigen Stationen an Land. Die Windturbinen erzeugen Wechselstrom und speisen ihn in die Konverterplattformen ein, die den Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln. Nur so können große Energiemengen über ein Gleichstromkabel die jeweils rund 390 Kilometer lange Strecke zu den beiden Konverterstationen an Land zurücklegen. Die Onshore-Konverterstationen entstehen in der Nähe von Wehrendorf in Niedersachsen und Westerkappeln im Norden von Nordrhein-Westfalen.
Europäische Technologie für die Energiewende
Siemens Energy wird alle wesentlichen Hochspannungsausrüstungen für die beiden Verbindungssysteme, wie Wechselrichtertechnik, Transformatoren und Schaltanlagen, in Deutschland fertigen und die vollständige Wartung der Systeme für einen Zeitraum von 10 Jahren übernehmen. Dazu gehören Dienstleistungen zur Gewährleistung der Cybersicherheit und der Transportlogistik, wie etwa die Bereitstellung von Serviceschiffen und Helikoptern. Der spanische Konsortialpartner Dragados Offshore ist für den Bau und die Offshore-Installation der zugehörigen Plattformen verantwortlich. Der Bau erfolgt auf der Werft des Unternehmens in Cadiz, Spanien.
Darüber hinaus sind die Systeme darauf ausgelegt, zukünftig in Multi-Terminal-Systeme integriert zu werden. Statt reiner Punkt-zu-Punkt-Verbindungen könnten mehrere Gleichstromverbindungen in einer Station zusammenlaufen. Diese Gleichstromnetze an Land und auf hoher See (als Offshore-Hubs) müssen den Strom flexibler und schneller zu den Verbrauchern bringen. Die Umrichteranlagen fungieren dann als Strom-Hubs an den Netzknoten, die den Strom je nach Bedarfslage transportieren.
Die Verbindungssysteme werden voraussichtlich bereits 2029 und 2030 Strom übertragen und die beschleunigten Energiewendeziele Deutschlands unterstützen.