Seit über 200 Jahren versorgt die Stadtbäckerei Gatenbröcker das Ruhrgebiet mit Brot und Brötchen. Jetzt rollt eine Schließungswelle an.
„Wir sind Pott“, wirbt die Stadtbäckerei Gatenbröcker auf ihrer Website im Internet. Und wenn das stimmt, dann läuft es nicht rund für das Ruhrgebiet: Die Traditionsbäckerei aus Gelsenkirchen hat eine regelrechte Schließungswelle angekündigt. Von den insgesamt 60 Filialen müssen neun bis Jahresende schließen.
Betroffen sind Verkaufsstellen in Gelsenkirchen, Gladbeck und Herten, berichten verschiedene Medien übereinstimmend. Die drei noch bestehenden Filialen in Essen bleiben bestehen. Dort wurde der Standort an der Karnaper Straße allerdings bereits im September für immer geschlossen.
Die Inflation schadet der Bäckerei
„Wir haben alles auf den Prüfstand gestellt“, zitiert „WAZ“-Direktor Christian Leben. „Die Lage ist ernst.“
Die Krise begann mit rasant steigenden Preisen für Mehl, Butter, Öl und Zucker. Die Inflation trifft diese Produkte hart. Sonnenblumen- und Rapsöl sind innerhalb eines Jahres um 81 Prozent teurer geworden, Butter um 55 Prozent und Weizenmehl um 38 Prozent. Die Gesamtpreissteigerungsrate für Lebensmittel liegt bei 20,3 Prozent, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mitteilt. Allgemeine Inflation bei 10,4 Prozent.
Erwartete Verdopplung der Energiepreise
Eine Rolle spielte laut Gatenbröcker-Geschäftsführer auch die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro. Und: „Nicht zuletzt müssen wir uns auch auf immer teurer werdende Energiepreise einstellen.“ Zwar profitiert das Unternehmen aktuell von einem vereinbarten Festpreis, muss aber davon ausgehen, dass sich dieser in Zukunft mindestens verdoppeln wird.
Bis zu 40 Beschäftigte sind betroffen. Ihren Job sollen sie aber bis zum 31. Dezember nicht verlieren, sondern künftig in anderen Branchen eingesetzt werden. Die umsatzstärksten Filialen bleiben erhalten, auch solche, in denen Gatenbröcker in unmittelbarer Nähe weitere Filialen betreibt und damit mit sich selbst konkurriert.