Montag, 21. September 2020
Der Ausbau eines 5G-Netzes erfordert tatsächlich Kooperation. Dies funktioniert jedoch überhaupt nicht zwischen Telefónica Deutschland und United Internet, einschließlich Tochtergesellschaft 1 & 1. Letztere werfen dem Wettbewerber unbefugte Preiserhöhungen für die Nutzung seines Mobilfunknetzes vor. Telefónica weist jede Schuld zurück.
Der Streit um die Kosten für die Nutzung des Mobilfunknetzes von Telefónica Deutschland (O2) durch den Wettbewerber 1 & 1 Drillisch nimmt zu und betrifft sowohl die Muttergesellschaft United Internet als auch deren Tochtergesellschaft Drillisch. Zu Beginn des Handels liefen die beiden Papiere in die Tiefe und hielten bei weitem die rote Laterne im MDax.
Für den Internet- und Mobilfunkanbieter United Internet sank er um 15 Prozent und für die Tochtergesellschaft 1 & 1 Drillisch um fast 21 Prozent, während der Prozesspartner Telefónica Deutschland einen Anstieg von 0,8 Prozent verzeichnete. United Internet und Drillisch hatten ihre Gewinnerwartungen für das laufende Jahr gesenkt und dies mit Preiserhöhungen von Telefónica Deutschland für Netzwerkkapazitäten begründet.
Sie werfen der Tochtergesellschaft des spanischen Konzerns Telefónica vor, die Kosten für die Nutzung des Mobilfunknetzes ab Juli vor Abschluss der laufenden Verhandlungen deutlich erhöht zu haben. „1 & 1 Drillisch ist der Ansicht, dass die von Telefónica ab dem 1. Juli 2020 geforderten Großhandelspreise nicht den freiwilligen Verpflichtungen von Telefónica im Rahmen der Genehmigungsentscheidung der Europäischen Kommission für die Fusion mit E-Plus entsprechen“, sagte er.
Darüber hinaus sind die Preise laut United Internet nicht durch den sogenannten MBA MVNO-Vertrag (Mobile Bitstream Access – Mobiler virtueller Netzwerkbetreiber) mit Telefónica abgedeckt. Die erste fünfjährige Verlängerungsphase läuft hier seit Juli, obwohl die Preise noch nicht vereinbart wurden.
United Internet mit Sitz in Montabaur hält die in Rechnung gestellten Großhandelspreise für Juli und August für unangemessen und möchte Maßnahmen ergreifen. 1 & 1 steht auch im Austausch mit der Europäischen Kommission.
In München, wo sich Telefónica Deutschland befindet, sieht man das anders. Das Unternehmen weist den Vorwurf zurück und sieht die Preiserhöhung in Verträgen und Vereinbarungen. Die im Juli und August mit 1 & 1 in Rechnung gestellten Preise basierten auf dem bestehenden Vertrag über die Nutzung des Mobilfunknetzes. „Dieser Vertrag wurde im Dezember 2019 mit 1 & 1 Drillisch verlängert“, sagte Telefónica Deutschland auf Anfrage. Deshalb wissen 1 & 1 das schon lange.
Telefónica Deutschland behält sich wie 1 & 1 Drillisch das Recht vor, Maßnahmen zur Wahrung seiner Rechte zu ergreifen. Wie bei der Erbringung von Diensten kann die Abrechnung nicht einfach ausgesetzt werden, da beide Parteien eine längerfristige Nutzung im Rahmen eines sogenannten nationalen Roaming-Abkommens aushandeln. Innerhalb dieses Rahmens muss die Nutzung des Mobilfunknetzes geregelt werden, bis 1 & 1 selbst ein leistungsfähiges 5G-Netz aufgebaut hat.
United und 1 & 1 passen die Erwartungen an
Das Ergebnis der laufenden Verhandlungen wird sich auch auf die Entwicklung eines von 1 & 1 Drillisch geplanten 5G-Netzes auswirken, sagte United Internet. Die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1 & 1 Drillisch haben Milliarden für die entsprechenden Frequenzen des 5G-Netzes auf den Tisch gelegt. Expansion erfordert die Zusammenarbeit zwischen Wettbewerbern, aber das war das Letzte. Die United Internet-Tochter 1 & 1 Drillisch verfügt im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern noch nicht über ein eigenes Mobilfunknetz. Da einige 1 & 1-Frequenzblöcke für einige Jahre nicht verfügbar sein werden, wird das Unternehmen bis dahin einige von Telefónica mieten.
Aufgrund des Preisanstiegs erwartet United in diesem Jahr ein Betriebsergebnis (Ebitda) von rund 1,18 Milliarden Euro anstelle der bisherigen 1,27 Milliarden Euro. 1 & 1 seinerseits geht von rund 600 Millionen Euro anstelle der bisherigen 684 Millionen Euro aus. Wie das im MDax notierte Unternehmen angekündigt hat, wird es in den kommenden Jahren auch zu erheblichen Gewinnrückgängen kommen, wenn die von Telefonica geforderten Preise dauerhaft gültig sind.
Im Rahmen der Voraussetzungen für die Übernahme von E-Plus im Jahr 2014 hat sich Telefonica Deutschland verpflichtet, bis zu 30 Prozent seiner Netzwerkkapazität an einen Wettbewerber zu verkaufen. Dank des Vertrages mit Drillisch können die Bedingungen zweimal im Jahr überprüft werden. Streitigkeiten über die Bedingungen gibt es schon seit einiger Zeit. Im Gegensatz zum Wettbewerb bestätigte Telefonica Deutschland seine Jahresprognose und den mittelfristigen Ausblick.